Freitag, 7. Dezember 2018
Der etwas andere Jahresrückblick / Highlights 2018
“Es liegt eine Art Magie über dem Fortgehen, um dann völlig verändert zurückzukehren.” (Kate Douglas Wiggin)

Von dieser Magie möchte ich in meinem diesjährigen Jahresrückblick der Highlights erzählen. Einen glücklichen Menschen kann sich nennen, wer die Welt bereisen kann. Der eine tut das tatsächlich, der nächste vielleicht mit dem Finger auf der Landkarte und Leser auf literarischem Wege. Letztere haben den Vorteil, nicht nur Orts- sondern auch Zeitgrenzen überschreiten zu können.

Vom Wegfahren und dem Wiederkommen

Mit gepackten Koffern habe ich mich auf die Reise gemacht. Per Schiff ging es über den großen Teich zu meiner ersten Station: Lima, Peru. 1863 sollte mein erstes Abenteuer auf den Spuren der goldenen Stadt beginnen.(1) Mein junger Reisebegleiter, August Rudolph Berns, hatte mir schon oft vom El Dorado in Südamerika erzählt. Ein wirklich anstrengendes Reiseziel, von dem ich mich so schnell nicht erholen sollte.
Mein nächstes Ziel war die Kleinstadt St. Martinsville, Louisiana, Anfang der 1940 er Jahre. Dort hatte ich mir ein paar schöne Tage erhofft. Tatsächlich aber traf ich auf aufgewühlte, sehr unruhige Einwohner; es war sichtlich etwas im Gange. Bald darauf brachten zwei Männer einen Stuhl in die Stadt, wie ihn vorher noch nie jemand gesehen hatte: den Mercy Seat(2), den elektrischen Stuhl, mit dem noch am gleichen Tage ein junger Schwarzer exekutiert werden sollte. Schrecklich!
Doch wo ich dann schon mal in den Staaten war, fuhr ich geradewegs nach Wisconsin (die 1960 er Jahren hatten begonnen), um dort die Herzen der Männer(3) zu erobern……… naja besser gesagt zu erforschen. In diesem Abschnitt meiner Reise habe ich so allerhand über Mann und Mensch erfahren, mich das eine oder andere Mal gewaltig über dieselben aufgeregt und am Ende einiges über Amerika, Kriegshelden und Pfadfinder gelernt. Und über Männer natürlich!
Nicht weit entfernt hat mich Allen Eskens(4) mit dem jungen Studenten Joe Talbert bekannt gemacht. Wir beide haben zusammen eine Hausarbeit geschrieben und sind im Zuge derer auf einen alten Mordfall gestoßen. Sollte eine Weile dauern, bis wir durch unsere Recherche der Wahrheit auf der Spur waren.
Zeit, nach Europa zurückzukehren. Über Norwegen, wo ich mit John Richard Norman(5) viele Stunden im Schaukelstuhl sitzend mit Blick aufs Meer verbracht habe, Verlagsmanuskripte durchgearbeitet, und, das darf ich verraten, Zeuge einer exzessiven Liebesbeziehung wurde, machte ich mich auf den Weg nach Schweden.
Dort bin ich mehrmals im Jahr unterwegs. Und obwohl ich stets mit Kommissar Thomas Andreasson und seiner Bekannten Nora Linde einige Verbrechen aufkläre, so ist dieser Urlaubsort inmitten der idyllischen Inseln immer wieder eine willkommene Auszeit; das besondere Schärenlicht(6) muss man gesehen haben.
Danach bin ich eine Weile Gast gewesen in der Nähe von München, bei Alexander von Brücken, Sohn eines Industriemagnaten. Der hat mir von seinem bewegenden Leben erzählt. Von seiner Kindheit und seiner großen Liebe, die ihn in Gedanken nie losgelassen hat(7). Und gleich darauf habe ich Bodo Kirchhoff(8) getroffen. Dieser hat mir von etwas ganz Unglaublichem berichtet, was wiederum MICH nicht losgelassen hat; ein sexueller Übergriff in einem Internat. Aber auch schöne Dinge hat er zu erzählen gehabt, sodass nicht alles so ganz rabenschwarz erschien.
Apropos Farben: Der Geruch nach feuchtem Farn lockte mich dann aber doch noch zu einem Abstecher ins schöne Österreich. Die Wälder dort sind voll dieser dunkelgrünen, fast schwarzen Pflanze(9); beeindruckend! Auf einem Spielplatz am Waldbrand beobachtete ich, wie sich zwei vierjährige Jungs, Raffael und Moritz, anfreundeten. Zu diesem Zeitpunkt wusste ich noch nicht, wie verhängnisvoll sich diese Freundschaft entwickeln würde.

Das waren nur einige Stationen meiner diesjährigen literarischen Reise. Dann war ich froh, zu Hause wieder angekommen zu sein, die Füße hochzulegen und meine Abenteuer Revue passieren zu lassen. Aber jetzt ich bin schon fast wieder auf dem Sprung, denn zum Ende des Jahres zieht es mich noch nach Berlin, 1935. Der Kriminalkommissar Gereon Rath, mittlerweile beim LKA, hat mich um Mithilfe gebeten. Der Fall ist schwer einzuordnen in einer Zeit, in der die Nationalsozialisten immer mehr an Macht gewinnen. Ein Erholungsurlaub wird das sicher nicht! Davon werde ich dann später berichten.

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