Mittwoch, 8. August 2018
Nickolas Butler „Die Herzen der Männer“
Wenn mich ein Buch so ganz und gar berührt, mich vor Traurigkeit die ein oder andere Träne vergießen lässt, mich fluchen und aufschreien lässt vor Wut und mich kopfschüttelnd zurücksinken lässt wegen des puren Unverständnisses einer Figur, dann ist das anstrengend, zehrend, aber für mich ein gutes Buch.

Das alles vermochte Nickolas Butler mit dieser so anrührenden und tragischen Geschichte. In großen zeitlichen Schritten und über mehrere Generationen hinweg, bringt uns der Autor die Gefühlswelt und das Verhalten der Männer im Allgemeinen und seinen nicht immer sympathischen Figuren im Speziellen nahe.

Im Mittelpunkt aller steht Nelson. Zu Beginn der Erzählung, 1962, ist Nelson gerade mal 13 Jahre alt. Er wohnt mit seinen Eltern in einer Kleinstadt in Wisconsin, ist ein sensibler Junge, zurückhaltend, ruhig und hat das Herz am rechten Fleck. Er ist aber auch ehrgeizig, beflissen und mitunter pedantisch, was ihm den Ruf eines Strebers einbringt. Freunde hat Nelson nicht. Sein Vater, ehemaliger Soldat, sieht in seinem Sohn einen verweichlichten und schwachen Jungen, dabei wünscht sich Nelson nichts mehr als dessen Anerkennung. Auch diesen Sommer verbringt Nelson eine Woche im Pfadfindercamp. Sein Vater begleitete ihn zwar, geht aber im Lager seine eigenen Wege, sucht Entspannung von Ehestreit und stressigem Familienleben.

Nelson ist auch hier mehr oder weniger alleine, doch als Pfadfinder hat er Erfolg, erarbeitet sich die besten Abzeichen, die es zu erringen gibt und hat die ehrenvolle Aufgabe den Morgenappell auf seiner Trompete zu spielen. Bald glaubt er in dem älteren Jonathan einen Vertrauten gefunden zu haben; auch der alte Pfadfinderführer Wilbur, wegen seines Rufes als „Kriegsheld“ beliebt und geachtet, nimmt sich dem Jungen an und wird für Nelson zum Vorbild. Und doch erlebt Nelson in diesem Sommer seinen größten persönlichen Albtraum.

Nickolas Butler erzählt von schwachen Männern, von starken, von gewalttätigen und rohen, auch Frauen verachtenden. Er erzählt aber auch von den gefühlvollen Männern, den liebenden, fürsorglichen und vor allem den „herzensguten“. Mit seiner klangvollen poetischen Sprache hat mich der Autor mitgerissen. Dieser Roman ist nicht unbedingt als Hommage an die Männerwelt zu verstehen, zeichnet er doch auch starke unabhängige Frauen darin. Vielmehr zeigt er mit welcher Unausweichlichkeit Jungen zum „harten Kerl“ geformt werden, mit wieviel Einflüssen und Erwartungen sie konfrontiert sind.

Ein wunderbares Buch über das Menschsein!


*

... comment

Besucherzähler Für Homepage