Donnerstag, 18. Februar 2021
Jan Seghers "Der Solist"
Der Frankfurter Kriminalkommissar Neuhaus wird in die Hauptstadt berufen. Die Sondereinheit für terroristische Abwehr (SETA) arbeitet an einem diffizilen Fall. Ein bekanntes Mitglied der Berliner Jüdischen Gemeinde wurde tot in einem Park gefunden. Der Schuss in den Hinterkopf lässt eine Art Hinrichtung vermuten. Das bestätigt sich, als kurz darauf ein Bekennerschreiben des IS in der Nähe der Leiche gefunden wird. Darin beruft man sich auf einen gewissen Anis Amri.

In Berlin im Sonderdezernat angekommen, beäugt man Neuhaus zunächst kritisch. Auch der Chef der Einheit macht keinen Hehl aus seiner Abneigung dem hessischen Neuzugang gegenüber. Ist dieser doch niemandem direkt unterstellt, so die Order. Ein Solist also. Nach kurzer Einweisung in den aktuellen Mordfall stellt man Neuhaus die eigenwillige Suna-Marie, von allen nur Grabowski genannt, zur Seite. Auch sie gilt, wie Neuhaus auch, nicht unbedingt als Teamplayer.

Er ist introvertiert und nicht leicht zu durchschauen, sie ist draufgängerisch und geradeheraus; auf den ersten Blick unvereinbare Eigenschaften. Die beiden tun sich schwer in den ersten Tagen, merken dann aber, dass auch zwei Einzelgänger ein recht passables Team abgeben. In Neukölln aufgewachsen kennt Grabowski nicht nur ihr Berlin wie die eigene Westentasche, sondern teilt auch ihr umfangreiches Wissen der terroristischen Anschläge der letzten Jahre mit Neuhaus. Ebenso weiß sie über jeden der Kollegen etwas zu berichten.

Manches ist anders im neuen Krimi von Jan Seghers, die Figuren, das Setting, und die Auswahl des Themas. Doch eines bleibt gleich: der Autor nimmt eine wahre Begebenheit als Basis für seine Geschichte. In diesem Fall der Anschlag auf die Besucher des Berliner Weihnachtsmarktes 2016. Der Name des Attentäters : Anis Amri

Süddeutsche Zeitung online Dez 2016:

Anschlag auf Berliner Weihnachtsmarkt
Breitscheidplatz/ Ein LKW wurde absichtlich in die Menschenmenge auf dem Berliner Weihnachtsmarkt an der Gedächtniskirche gesteuert. Mindestens zwölf Menschen wurden getötet und 48 weitere verletzt. Die Polizei geht von einem Anschlag aus.


Die Geschehnisse, die in "Der Solist" beschrieben werden sind sozusagen die Folge dieses schrecklichen Abends. Jan Seghers bringt uns Leser*innen souverän und mit einfacher schnörkelloser Sprache durch diese Story. Er legt Seite für Seite an Spannung und Geschwindigkeit zu, dass es mir schwerfiel mich loszureißen. Lädt wegen der Nähe zur Realität, wie in vorherigen Büchern, zu eigener Recherche ein.

Ich will mehr davon! Gerne hätten es für meinen Geschmack 100 Seiten mehr sein können.


Ebenfalls hier im Blog:

Menschenfischer
Die Sterntaler Verschwörung
Der Autor aus meiner Sicht


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