Samstag, 13. März 2021
Jo Nesbø "Ihr Königreich"
Übersetzung Günther Frauenlob

Roy Opgard bewohnt den Berghof seiner verstorbenen Eltern nahe des im Tal gelegenen Ortes Os. In dem kleinen norwegischen Dorf betreibt er eine Tankstelle mit Autowerkstatt. Außer zu den Angestellten pflegt er kaum Kontakt zu den Dorfbewohnern, nimmt nur selten an gesellschaftlichen Ereignissen teil. Er lebt ein ruhiges Leben bis eines Tages ein Cadillac am Hof vorfährt.

Roys jüngerer Bruder Carl ist zurück. Nach vielen Jahren in den Staaten ist er endlich wieder zu Hause. Nicht nur bringt er seine Ehefrau Shannon mit, sondern hat auch große Ideen im Gepäck. Vorhaben, die für die Familie und die Menschen im Dorf eine große Chance sein dürften.

Die "Heimkehr des verlorenen Sohnes" macht schnell die Runde, ist aber nicht für jeden Anlass zur Euphorie. Denn sie bringt letztendlich auch eine Menge an Erinnerungen mit sich. Erinnerung an Ereignisse, die so manch einer vergessen glaubte. Und so kommt es, dass der Polizeichef sich noch einmal eines alten Falles annimmt, der nie geklärt werden konnte. Als Carl jedoch der Bürgerversammlung sein Projekt vorstellt und jedem Unterstützer seines Plans Reichtum und dem Ort Ansehen verspricht, jubeln ihm alle zu. Vergangenes rückt zunächst in den Hintergrund. So nehmen die Dinge ihren Lauf.

Es gibt Tote, soviel sei verraten, klar, sprechen wir doch hier von einem Werk Jo Nesbøs. Er legt aber diesmal nicht so offensichtlich den Fokus darauf, verzichtet auf das übliche Cop-sucht-Mörder Muster, sondern konzentriert sich auf die Psychologie dubioser Figuren. Allen voran der Brüder Roy und Carl Opgard. Beide, wie andere auch, bleiben lange undurchsichtig und nicht einschätzbar. Die Charaktere gewinnen jedoch durch Rückblenden in die Vergangenheit nach und nach etwas an Kontur.

Was sind die Menschen im Einzelnen bereit zu tun für die Gemeinschaft, das Kollektiv? Wie weit schweißt die gemeinsame Kindheit die Familie zusammen und wo sind die Grenzen des Zusammenhalts? Das sind für mich die vorherrschenden Fragen dieses Romans.

"Ihr Königreich" ist allemal eine spannende Geschichte, auf einige Längen hätte ich gerne verzichtet. Ich habe an vielen Stellen die für den Autor sonst so typischen logischen Zusammenhänge vermisst; konnte mir Manches noch so oft durchdenken, aber Einiges blieb unschlüssig. Die Handlungen der Figuren blieben oft unverständlich und nicht nachvollziehbar.


Ebenfalls hier im Blog:

Messer
Durst
Koma


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