Mittwoch, 29. Juni 2016
Liva dichtet: "Der Tod"

Der Tod ist still
kein Atem mehr der kommen will
nicht Ein noch Aus kein Laut zu hören
nichts kann den Tod noch stören
ein stummer Schrei man sieht ihn zwar
doch kein Geräusch verlässt die Kehle
entweicht dem Körper sonderbar
mit letzter Kraft die Seele


*

@lleRechtebleibenbeiderAutorin

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Dienstag, 7. Juni 2016
Stephen King “Finderlohn“
Stellen Sie Sich vor, Sie vergraben Ihr Diebesgut an einem vermeintlich sicheren Ort und werden dann aufgrund eines anderen Vergehens für die nächsten 30 Jahre inhaftiert. Das einzige, was Sie in dieser Zeit nicht verzweifeln lässt, ist der Gedanke an Ihren „Schatz“, der auf sie warten wird. So erging es Morris Bellamy, dem Protagonisten dieses Romans, in den siebziger Jahren.

Jetzt stellen Sie Sich weiter vor, Sie sind ein 13-jähriger Junge, dessen Familie aufgrund finanzieller Probleme zu zerrütteten droht, und Sie finden einen vergrabenen alten Koffer. In diesem befinden sich ein paar Umschläge mit mehreren 1000 $ und etliche Notizbücher eines bekannten Schriftstellers, der vor etwa 30 Jahren durch Mord ums Leben gekommen war. Dies widerfährt Pete Saubers, einem weiteren Protagonisten dieses Romans, in den 2000 Jahren.

Und wie es das Schicksal (bzw. der Autor) will, treffen die beiden Figuren bald aufeinander. Der mittlerweile 70-jährige Bellamy ist rasend vor Wut und will unter allen Umständen seinen „Besitz“ zurück, koste es was es wolle. Auf seinem Weg zu diesem Ziel zerstört er gnadenlos alles, was sich ihm in den Weg stellt.

Auch wenn Stephen King dem echten Horror abgeschworen hat und sich jetzt eher im Thriller Genre bewegt, so bleibt er doch bei dem, was seine Romane ausmachen. Es geht wie immer um Mord und Totschlag und weil das an sich nicht genug ist, wird dies äußerst genau beschrieben. Bis ins kleinste Detail werden die ekeligsten Ereignisse dargestellt und dem Leser so jeglichen Raum für Fantasie genommen. Da tropft das Blut, da schwingt das Beil, da riecht es nach verwesendem Fleisch. Und wer Bücher von diesem Autor kennt, der weiß außerdem: es geht nicht ohne mindestens einen total durchgeknallten Typen.

King lässt seinen psychopathischen Protagonisten Bellamy in grober und brutaler Sprache agieren, nicht ohne fäkale Ausdrucksweise hier und da. Ansonsten verzichtet der Autor auf lange komplizierte Sätze, schreibt einfach und fließend, dass man sich ganz auf Inhalt und die fesselnde Spannung konzentrieren kann.

Wegen der extremen Gewaltszenen ist dieser Roman absolut NICHT jugendfrei! Aber: wer erwachsen ist, bei klarem Verstand und das Ganze mit einem Augenzwinkern lesen kann, der findet mit diesem Buch gute und kurzweilige Unterhaltung. Spannend von der ersten Seite an bis zum bitteren Ende. Ein typischer Stephen King eben! ;-))

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Donnerstag, 19. Mai 2016
Drin geschmökert : „Wir fabelhaften Menschen“
Beim Durchstöbern meines Bücherregals ist mir dieses kleine Büchlein in die Hände gefallen, in dem ich immer gerne geschmökert habe. So auch heute.

Schlage ich darin die erste Seite auf, so finde ich einen Stempel, der besagt: „überreicht durch Lehrer Herr XXXXX “. Nun kann ich mich wirklich nicht daran erinnern, dass mir ein Lehrer jemals ein Buch überreicht haben sollte. Also nehme ich mal an, ich habe es mir während der Schulzeit aus der Schulbücherei gemopst (ich denke, dieser Tatbestand sollte mittlerweile verjährt sein!). Es enthält lustige Verse und Zeichnungen, und wie der Titel bereits verrät, geht es um den Menschen selbst, bzw. sein Verhalten, verdeutlicht durch des Menschen besten Freund, das Tier. Geschrieben wurde es von einem Pfarrer namens Alfred Enz; veröffentlicht bereits im Jahre 1971 und in einer neuen Fassung heute nicht mehr zu kaufen.

So simpel die Verse auch daherkommen, überaus lustig dargestellt, sind sie oftmals tiefgründiger, als sie zunächst erahnen lassen. Der eine oder andere hat mich echt zum Nachdenken gebracht.


Altern
Es graute einem Falter
gar sehr vor seinem Alter,
in dem die Kräfte wichen
und seine Farben blichen.
Er suchte solches Leiden
voll Ängste zu vermeiden.
Drum fing vor anderen Faltern
er früh schon an zu altern.



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Mittwoch, 4. Mai 2016
Zum 400. Todestag des Dichters William Shakespeare
Wer kennt sie nicht aus der Schulzeit, die kleinen gelben Heftchen, durch die man sich stundenlang lesend gequält hat. Nicht selten darin ein Stück vom englischen Dichter William Shakespeare. Im einfachsten Falle vielleicht die Liebesgeschichte von Romeo und Julia.

Also ich habe alle Sätze immer mehrfach lesen müssen, um den Inhalt ansatzweise zu verstehen. Was damals aber für mich als schwülstige Sprache daherkam, fasziniert mich heute umso mehr. Bedenkt man doch die Zeit, in der seine Werke entstanden sind.

Ein richtiger Geburtstag lässt sich nicht feiern, denn das genaue Geburtsdatum ist nicht so wirklich bekannt. Als Todestag wird der 23. April 1616 genannt. Eins ist aber klar, es sind jetzt über 400 Jahre, dass dieser große Dichter gelebt hat. Gelebt im Elisabethanischen Zeitalter. Das “ist der Name für die Regierungszeit von Königin Elisabeth I. von 1558 bis 1603. Es wird oft als das goldene Zeitalter der englischen Geschichte bezeichnet - in diese Periode fallen der Höhepunkt der englischen Renaissance und eine Blütezeit der englischen Literatur. Das elisabethanische Theater blühte auf, die Stücke William Shakespeares und anderer revolutionierten die Art, Dramen zu schreiben.“(Laut Wikipedia)

…..
Julia:

Willst du schon gehen? Der Tag ist ja noch fern.
Es war die Nachtigall, und nicht die Lerche,
Die eben jetzt dein banges Ohr durchdrang;
Sie singt des Nachts auf dem Granatbaum dort.
Glaub, Lieber, mir: es war die Nachtigall.

Romeo:

Die Lerche war´s, die Tagverkünderin,
Nicht Philomele; sieh den neid´schen Streif,
Der dort im Ost der Frühe Wolken säumt.
Die Nacht hat ihre Kerzen ausgebrannt,
Der muntre Tag erklimmt die dunst´gen Höhn;
Nur Eile rettet mich, Verzug ist Tod.

…..
Infos:
https://de.wikipedia.org/wiki/William_Shakespeare
https://de.wikipedia.org/wiki/Elisabethanisches_Zeitalter
http://www.william-shakespeare.de/biographie1.html


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Dienstag, 26. April 2016
Drüber gelesen: Karen Duve "Macht“
In der neuen Ausgabe der „Bücher“ - Zeitschrift las ich ein Interview mit der Schriftstellerin Karen Duve. Ihr neuester Roman „Macht“ scheint zur Zeit in aller Munde. Auch in der Talk Sendung „Kölner Treff“ am letzten Freitag stand sie Rede und Antwort. Kritikpunkt ist wohl der Inhalt des Buches. Duve entwirft hier ein Zukunftsszenario, im Jahr 2031, in dem Frauen gleichberechtigt sind. Frauen besitzen also in dieser fiktiven Geschichte gleichermaßen hohe Positionen unter anderem in Politik und Wirtschaft. Diese Tatsache bringt einen Politiker dazu, seine Frau als eine Art „Sklavin“ in seinem Keller einzusperren. Von nun an übernimmt er die Macht, und sie muss ihm für allerlei Dienste gefällig sein.

Aufgrund dieses Inhalts wird Karin Duve, so die Autoren selbst, als Männer hassend in vielen Kritiken beschimpft. Außerdem sei die Beschreibung, weil aus der Sicht des Täters dargestellt, zu grausam. Gerade Frauen, die größte Leserschaft der Autorin, seien schockiert über die Wahl des Themas.

Ein eigenes Bild kann man sich natürlich erst machen, wenn man das Buch selbst gelesen hat. Schockierend aber ist für mich, dass die bloße Idee selbst der vollständigen Gleichberechtigung zwischen Mann und Frau zu einer derart überzogenen Diskussion führt!

Mehr zum Buch und ein paar positive Kritiken:
http://www.kiwi-verlag.de/buch/macht/978-3-86971-008-2/


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Mittwoch, 30. März 2016
Friedrich Ani “Der namenlose Tag“ Hörbuch
gelesen von Udo Wachtveitl

Vor mehr als 20 Jahren wurde die 17 jährige Esther tot in einem Park aufgefunden. Augenscheinlich hat sie sich an einem der großen Bäume erhängt. Das Leben der Eltern scheint danach zu zerbrechen. Gerüchten zufolge hat es schon lange in der Familie gekriselt.

Jetzt sitzt ihr Vater, mittlerweile Witwer, im Wohnzimmer des Kriminalkommissars a.D. Jakob Franck und bittet ihn um Hilfe. Die Ermittlungen seien damals viel zu schnell eingestellt und der Tod seiner Tochter als Selbstmord hingestellt worden. Ihm jedoch sei klar, dass es sich um Mord handele und er habe auch einen konkreten Verdacht. Franck muss nicht lange in seinen Erinnerungen graben, denn auch ihn hat der Fall der jungen Esther nie wirklich losgelassen. Ganz besonders präsent ist ihm noch eine ungewöhnliche, lange Umarmung, über die er bisher mit niemandem gesprochen hat. Mit stoischer Ruhe und nun ohne den Druck der Vorgesetzten und der Öffentlichkeit macht sich Jakob Franck auf die Suche nach der Wahrheit. Die Befragung der Menschen in Esthers damaligen Umfeld steht dabei für ihn an erster Stelle. Und mit jedem Gespräch ergibt sich Stück für Stück ein Gesamtbild der Geschehnisse, die schon so viele Jahre zurückliegen.

Friedrich Ani hat hier einen ungewöhnlichen Krimi geschrieben; nicht nach dem üblichen Schema. Seine Figuren wie auch seine Sprache sind gleichermaßen emotional wie tiefgründig. Der Kommissar Jakob Franck nicht nur an der Aufklärung eines Falles interessiert, sondern an der Wahrheit, den Hintergründen und vor allem an den beteiligten Personen selbst. Als neutraler Beobachter schlüpft Ani in jede einzelne Seele seiner Charaktere. Immer mit Blick auf das Verborgene, das Ungesagte und nicht Offensichtliche.

Udo Wachtveitl liest hervorragend und unterstützt mit Stimme und Ausdruck die Emotionalität des Textes. Der leicht bayrische Einschlag in den Dialogen ist wider erwartend authentisch und sympathisch und geht unter die Haut.

Leider handelt es sich bei diesem Hörbuch um eine gekürzte Fassung und mir waren 6 Stunden Hörvergnügen definitiv zu kurz. Noch stundenlang hätte ich dieser Stimme und dieser Erzählung folgen mögen.

Für mich der erste Ani und keinesfalls der letzte! Ich bin begeistert!


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Donnerstag, 18. Februar 2016
Paula Polanski & Håkan Nesser “Strafe“ Hörbuch
gelesen von Dietmar Bär und Katja Riemann

Der nicht gerade sympathische Protagonist in diesem Roman, Max Schmeling, nein, nicht der Boxer, sondern ein renommierter Schriftsteller, erhält einen Anruf eines alten Bekannten aus Kindertagen. Tibor Schitkowski, genannt „der Scheißhaufen“, bittet Max ihn in seiner Heimatstadt zu besuchen. Er sitze im Rollstuhl, habe nicht mehr lange zu leben und Max müsse ihm einen Gefallen tun, er sei es im schließlich schuldig. Und weil Max sich gerade in einer Schaffenskrise befindet, stimmt er widerwillig zu und macht sich auf den Weg.

Dort angekommen sieht er sich nicht nur mit dem früheren Freund konfrontiert, sondern auch mit Erinnerungen an seine Kindheit, Jugend und seine Ehefrauen. Besonders „diese leidige Brigitte“ will ihm nicht mehr aus dem Kopf. Tibor übergibt Max ein Manuskript über sein eigenes Leben und bittet ihn es zu lesen. Max nimmt sich vor, dies schnell hinter sich zu bringen, schleunigst wieder aus der Stadt zu verschwinden und den „Scheißhaufen“ sich selbst zu überlassen. Sicher, er hatte ihm Mal das Leben gerettet, aber was soll’s?
Jedoch bei Lektüre des Schriftstückes ändert sich sein schöner Plan und Max wird mehr in Tibor‘s Geschichte hineingezogen, als im Recht ist.

Trotz des Autorenteams ist und bleibt dieses Hörbuch ein typischer Nesser. Die eingehende Sprache ist unverkennbar und zieht den Leser sofort in Bann. Aber wir würden nicht vom selben Autor sprechen, wäre nicht an dieser Geschichte wieder etwas Seltsames. Zunächst plätschert die Erzählung des Max Schmelings so dahin, man findet einiges etwas merkwürdig, und als dann der Name der Co-Autorin, Paula Polanski, in der Geschichte selbst auftaucht, kann selbst der letzte Leser sicher sein: hier stimmt etwas ganz und gar nicht!

Die beiden ausgezeichneten Vorleser Bär und Riemann geben diesem spannenden Hörbuch den letzten Schliff.

Ein paar Stunden gelungene Unterhaltung.

Weitere Rezensionen zu Håkan Nesser in diesem Blog:
https://buchlesetipp.blogger.de/stories/2458939
https://buchlesetipp.blogger.de/stories/2359079
https://buchlesetipp.blogger.de/stories/2147335


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Dienstag, 26. Januar 2016
Philipp Tingler “Schöne Seelen“
In dieser Geschichte bewegen wir uns in einem erlauchten Personenkreis der Züricher Upper Class; Reichtum und Schönheit sind Pflicht. Da es an Geld nicht mangelt, wird dem äußeren Erscheinungsbild bei Bedarf chirurgisch auf die Sprünge geholfen. Man bedient sich der besten Haushaltshilfen, der angesagtesten Hairstylisten und dem trendigsten Raumausstatter. Events und Partys sind an der Tagesordnung, einzig um zu sehen und gesehen zu werden.

So sah auch das Leben der Mellvina van Runkle aus. Doch jetzt haucht sie, frisch geliftet und bebotoxt, den letzten Atem des Lebens in der besten Schönheitsklinik des Landes aus, nicht ohne vorher zu gestehen, dass ihre Tochter Mildred adoptiert ist. Diese erbt nach dem Tod der Mutter zwar Haus und Hof und ein beträchtliches Vermögen, doch an Liebe und Zuwendung fehlt es. Da ihre Ehe am Ende scheint, legt sie ihrem Mann Viktor nahe, er möge sich einer Therapie unterziehen, um sich seiner Gefühle und seines Verhaltens klar zu werden. Doch der sieht sich seiner Freiheit beraubt und bittet daher seinen besten Freund Oskar anstelle seiner die vielen Stunden zu absolvieren. Natürlich beim besten Therapeuten der Stadt.

Oskar, ein bekannter Schriftsteller und glücklich verheiratet, sieht darin eine Herausforderung und die Chance seinen Horizont zu erweitern und stimmt schließlich zu. Was in der Theorie eine einfach durchzuführende Idee scheint, entpuppt sich in der Praxis allerdings als schwieriges Unterfangen. Und bald kommt es in unserer so illustren Gesellschaft zu allerlei inneren und äußeren Irrungen und Wirrrungen.

Satire = Kunstgattung (Literatur, Karikatur, Film), die durch Übertreibung, Ironie und [beißenden] Spott an Personen, Ereignissen Kritik übt, sie der Lächerlichkeit preisgibt, Zustände anprangert, mit scharfem Witz geißelt (Wortbedeutung lt Duden)

Eine Satire, so würde ich Philipp Tinglers Roman nennen; voller spitzzüngigem Sarkasmus. Charaktere und die Handlung selbst sind derart überzeichnet, dass man sie nicht ganz ernst nehmen kann. Dennoch verbirgt sich ein tieferer Kern in allem. Der Autor bewegt sich sprachlich auf einem hohen intellektuellen Niveau, mit Fremdwörtern geradezu jonglierend. Da muss man nicht jeden Satz zur Gänze verstehen. Und doch wird am Ende die Aussage hinter alledem klar. Er zeigt eine Gesellschaft dessen inhaltsleeres Dasein alles entbehrt was ein Leben ausmacht. Am Ende kann man als Leser froh sein, nicht mit dem goldenen Löffel im Mund geboren zu sein, und sieht vielleicht die eine oder andere Hürde auf dem eigenen Weg etwas gelassener.

Gelungene Unterhaltung, witzig und intelligent.

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Dienstag, 5. Januar 2016
Jodi Picoult „Bis ans Ende der Geschichte“ Hörbuch
gelesen von Barbara Nüsse, Lisa Wagner, Patrick Heyn, Wolf-Dietrich Sprenger, Cornelia Dörr

New Hampshire, USA: In einer Selbsthilfegruppe lernt die junge Bäckerin Sage den viel älteren Josef kennen. Obwohl sie sonst Menschen gerne aus dem Weg geht und sich viel lieber wegen ihrer großen Narbe im Gesicht in ihrer Backstube versteckt, entspinnt ganz langsam eine Art Freundschaft zwischen dem ungleichen Paar.
Doch dann richtet Josef eine ungewöhnliche Bitte an Sage; sie soll ihm bei seinem Suizid Sterbehilfe leisten. Er sei im Dritten Reich ein gefürchteter Nazi gewesen und wolle jetzt mit seinem Tod endlich Abbitte leisten. Sage wird klar, dass Josef sie nicht zufällig ausgesucht hat. Denn sie hat jüdische Wurzeln, ihre Großmutter ist damals im Konzentrationslager nur knapp dem Tod entkommen. Zutiefst verwirrt und unfähig eine Entscheidung zu treffen wendet sie sich an eine öffentliche Administration zur Verfolgung ehemaliger Kriegsverbrecher. Dort lernt sie den hebräisch stämmigen Leo Stein kennen. Mit ihm zusammen recherchiert sie Josef Webers unglaubliche Geschichte. Denn jetzt muss er seine Schuld statt seine Unschuld beweisen. So ist es in Amerika vorgeschrieben.

All diese Figuren lässt die Autorin Jodi Picoult zu Wort kommen und nimmt bei ihren Ausführungen kein Blatt vor den Mund. Abwechselnd, von verschiedenen Persönlichkeiten gesprochen, erzählt jede von ihnen ihre eigene Lebensgeschichte. Stellvertretend für all die Opfer, die Täter, die Angehörigen nächster Generationen und die Verfolger bekommt jeder eine Stimme. Fragen nach Schuld und Reue, Menschlichkeit und Vergebung, und nach Rache und Erlösung stehen damit im Mittelpunkt dieses Romans.

Die unterschiedlichen Stimmen und Lesarten machen das Hörbuch zwar unglaublich lebendig. Dennoch gehören die beiden weiblichen Stimmen zum größten Kritikpunkt. Eine der beiden ist schlicht unangenehm anzuhören, hart und emotionslos im Ausdruck und die zweite Vorleserin erzählt die Geschichte ihrer Kindheit und die Zeit im Konzentrationslager als würde sie einem Kind ein Märchen vortragen, was angesichts des Themas nicht angebracht scheint.

Die überaus detailreichen Erzählungen der Gräueltaten im Dritten Reich können den sensiblen Lesern unter uns auch schnell einmal zu viel werden. Die 19 Stunden Lesedauer sind kein Spaziergang. Sie rütteln auf, machen betroffen, schließen Wissenslücken und sind gegen das Vergessen!


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