Freitag, 21. Juni 2013
Richard Yates „Eine gute Schule“
Neuengland in den 40er Jahren: Privatschulen werden in gute, schlechte und komische Schulen eingeteilt. Die Dorset Academy gehört zur letzten Kategorie. Hier finden sich Schüler, die an keiner anderen Schule genommen werden. Auch das sonst gewohnte hohe Ansehen der Eltern spielt hier nicht unbedingt eine Rolle. Wettkämpfe, wie sonst an anderen Schulen üblich, finden nicht statt, da es an Nachwuchssportlern fehlt. Aber auch die Lehrer sind anders, meist gescheiterte Existenzen und am Leben verzweifelt.

Dorthin verschlägt es auch William Grove, dessen Eltern geschieden sind und der Vater ihm nur mit viel Anstrengung das Schulgeld bezahlen kann. Als Neuer wird er natürlich viel aufgezogen und wegen seines Äußeren verspottet. Doch schafft er es eines Tages als Schreiber in die Redaktion der Schülerzeitung. Hier wird seine Karriere als Journalist seinen Anfang finden. Bills aufregendes Schülerdasein und das seiner Mitschüler findet 1944 einen Anfang vom Ende, als Amerika in den Krieg eintritt. Von jetzt an werden die Oberstufen in den Militärdienst eingezogen und manch einer findet dort den Tod. Vom Krieg und finanziellen Engpässen überschattet steht die Dorset Academy bald vor der Schließung. Dann wird nicht nur den Schülern klar, dass es sich hier gegen jedes Gerede doch um „eine gute Schule“ handelt.

Richard Yates beschreibt die schwierige Phase des Erwachsenwerdens in einer Zeit, die vom Krieg geprägt ist. Obwohl er diese Zeit an der Jungenschule mit Streichen, des gegenseitigen Kennenlernens und der ersten Kontakte zum anderen Geschlecht beschreibt, die Schwere der Jahre und ihrer Geschehnisse werden schnell deutlich. Mit leisen Worten und herrlich unaufdringlich schreibt Richard Yates ein persönliches Dokument seines Lebens.

Er starb bereits 1992. Die Deutsche Verlagsanstalt verlegt seither seine gesamten Werke, von denen „Zeiten des Aufruhrs“ sicher das bekannteste ist. Aber auch alle anderen Romane kann ich besten Wissens empfehlen für Leute, die es ruhig mögen, tiefgründig und ohne Eitelkeit.

Mehr zum Autor und seiner Bücher unter
http://www.richardyates.org

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