Dienstag, 18. Februar 2014
Uwe Timm „Vogelweide“ Hörbuch
gelesen von Burghart Klaußner

Auf eine einsame, unter Naturschutz stehende, Nordseeinsel hat es Eschenbach verschlagen. Von der Außenwelt nahezu abgeschnitten beobachtet er Vögel, die Gezeiten, das Wetter und vieles mehr für die Naturschutzbehörde. Eine Aufgabe, in der der Mittfünfziger völlig aufzugehen scheint. Bei Wind und Wetter streift er über die Insel, studiert das Verhalten der Vögel und sammelt Strandgut, auch Müll, um alles später in sein Inseltagebuch einzutragen. Einzig die Geister seiner Vergangenheit begleiten den Gestrandeten auf seinen Streifzügen.

Als Anna ihren Besuch bei ihm ankündigt, will Eschenbach nicht so recht zusagen, denn Anna ist einer dieser Geister. Und mehr und mehr, während er auf deren Ankunft wartet, erinnert er sich an Geschehenes, an sein Scheitern im Beruf, den zwischenmenschlichen Verfehlungen und den Wirren von Liebe und Lust. Bereits Monate zuvor, Eschenbach noch erfolgreicher Geschäftsmann und ehemals studierter Theologe, trifft er zum ersten Mal auf Anna. Damals sind sie noch zu viert. Beide haben eine Beziehung, Anna Familie, und obwohl, wie sie später immer wieder behaupten, ihnen es an nichts fehlt, können sie bald nicht mehr ohne einander. Ein Bäumchen-wechsel-dich-Spiel entsteht zwischen den beiden Paaren. Bald wird Anna klar, dass diese Affäre viel mehr zerstört als gedacht, also gibt es für sie nur den einen Ausweg. Und dann ist nichts mehr so wie vorher. Später in der Geschichte treffen sich beide auf Eschenbach‘s Insel, seiner „Vogelweide“, wieder.

Keine sonderlich spektakuläre Liebesgeschichte, aber sie besticht durch die enorme Sprachgewandtheit Uwe Timms. Er ist ein akribischer Beobachter von Natur und Mensch und erzeugt außerordentlich schöne Bilder mit seinen Worten. Er lässt seine Figuren allesamt sehr glaubhaft agieren, lässt sie menschlich und bedacht sein, aber ebenso ungezügelt und impulsiv. Den Philosophen in sich kann Uwe Timm nicht verbergen. So ergibt er sich in zeitweises, nicht enden wollendes Monologisieren und Schwafeln, was für den Roman und die Geduld des Lesers nicht immer förderlich ist. Aber scherzhaft kann er auch, denn sein Protagonist Eschenbach umschreibt die Menschen in seinem Umfeld oftmals mit witzigen Namensgebungen: „Halsketten-Harald“, die „weichbusige Selma“, die „Nase“ oder „Nix-für-Ungut“.

Dennoch handelt es sich um einen tiefsinnigen, anspruchsvollen Roman über Liebe, Lust und die Irrwege und Fehler des Menschen. Kurzweilig und von meinem Lieblingsvorleser Burghart Klaußner mit so viel Engagement und Enthusiasmus vorgetragen, dass man ihm noch stundenlang lauschen möchte.

Klaußner und Timm sind ein Dream-Team!


http://www.uwe-timm.com/fs_bio.htm
http://www.kiwi-verlag.de/autor/uwe-timm/107

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Montag, 10. Februar 2014
“Heimische Arten” Teil 3: Wilhelm Genazino
Obwohl in Mannheim geboren darf sich die Stadt Frankfurt und das Rhein-Main Gebiet mit dem Autor Wilhelm Genazino schmücken. Denn schon seit seinem Studium an der Goethe Universität wohnt der mittlerweile 71jährige, von kurzen Unterbrechungen abgesehen, in Frankfurt am Main. Bereits 2004 erhielt er den Georg-Büchner-Preis, den höchsten deutschen Literaturpreis. Und das ist nur einer seiner vielen Auszeichnungen.

Zu Beginn meiner Buchladen-Zeit fiel mir sein Buch „Eine Frau, eine Wohnung, ein Roman“ in die Hände und habe ihn verschlungen (ich hatte an anderer Stelle schon darüber geschrieben). Nicht nur der Titel hatte es mir angetan, sondern Genazinos Art, die einfachen, fast banalen Dinge des Lebens benennen zu können. Mit einem sarkastischen, bösen Witz und immer einem Augenzwinkern, brachte mich dieses Buch gleichermaßen zum Lachen und zum Weinen. 2005 erschien der Roman „Die Liebesblödigkeit“, bei dem ich vor Lachen kopfschüttelt saß und las. Und sieht man sich die überaus beachtlich gestiegene Zahl von Buchtiteln Wilhelm Genazinos an, bekommt man einen kleinen Vorgeschmack dessen, was einen im Text erwartet.

„Typisch für alle Romane Genazinos ist die hochdifferenzierte Beobachtungsgabe der Personen, die immer wieder zu sehr ausführlichen Beschreibungen scheinbarer Banalitäten führt, die dann aber in eigenwillige, teils skurril erscheinende Einsichten münden.“ (Zitat wikipedia)

Gerade diese Skurrilität des Denkens uns Schreibens erinnerte mich sehr an die Werke des ebenfalls bereits von mir vorgestellten und verstorbenen Robert Gernhard. Und tatsächlich ergaben sich bei meiner Recherche Übereinstimmungen der beiden. Denn auch Wilhelm Genazino schrieb für das Satire-Magazin „Pardon“ und auch er erhielt den „Kasseler Literaturpreis für grotesken Humor“.


Quellen und Links zum Autor
http://www.hanser-literaturverlage.de/autoren/autor.html?id=22009
http://de.wikipedia.org/wiki/Wilhelm_Genazino

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Donnerstag, 30. Januar 2014
Jan Costin Wagner „Tage des letzten Schnees"
Am Anfang der Geschichte steht ein Unfall mit Todesfolge. Ein kleines Mädchen stirbt. Die Tochter eines Architekten. Kimmo Joentaa, Kommissar bei der finnischen Polizei, erkennt diesen als ehemaligen Chef seiner verstorbenen Frau Sanna. Obwohl ihr Tod schon einige Zeit zurückliegt, fühlt sich Kimmo der Familie auf emotionale Weise verbunden. Und weil es zunächst nichts zu Ermitteln gibt, steht er ihnen beratend und tröstend zur Seite.

Etwas früher in der Geschichte reisen mehrere Banker zu Geschäftszwecken nach Belgien und feiern nach erfolgreichem Abschluss eines wichtigen Vertrages in einem Club. Dort lernen einige von ihnen Reka kennen, eine Prostituierte.

Etwas später in der Geschichte werden in einem Park in Helsinki zwei Ermordete gefunden. Auf einer Parkbank; in der Nähe eines modernen Wohnkomplexes. Ein Mann und eine Frau aus Rumänien.

Und zur gleichen Zeit bereitet sich ein junger Finne auf seine letzte Mission vor, einen Amoklauf.

Die im ersten Teil des Buches scheinbar voneinander unabhängigen Geschehnisse fügen sich im zweiten Teil rein zufällig zusammen. Der Autor bleibt damit dicht am wahren Leben, in dem nichts vorhersehbar ist und das nicht einem klaren Schema folgt. Mit dabei ist immer der Zufall.

Es wird viel gestorben in Jan Costin Wagners Romanen. Nicht immer gemordet, aber viel gestorben. Auf die eine oder andere Weise. Und es wird sich mit dem Sterben und dem Tod auseinandergesetzt; eben auch auf die eine oder andere Weise. Nicht im klassischen Sinne einem Krimi folgend, befasst sich Jan Costin Wagner mit den Menschen, darum wie und ob und warum sie töten. Die Figuren, allen voran Kimmo Joentaa, gehören eher zu den nachdenklichen Typen, nicht oberflächlich, sondern emotional. Typen, wie man sie mag und mit denen man leidet.

Jan Costin Wagner schreibt so schön, so gefühlvoll, wie man es von einem Krimischreiber nicht erwartet. Für mich ein echter Glücksfall! Wer ein Kennenlernen seines Schaffens nicht dem Zufall überlassen will, kann sich hier informieren:

http://buchlesetipp.blogger.de/stories/2150392
http://www.jan-costin-wagner.de

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Freitag, 17. Januar 2014
Zadie Smith „London NW“
London North West ist ein Stadtteil mit Menschen unterschiedlichster ethnischer Herkunft und Ausgangspunkt für eine Handvoll Menschen in Zadie Smith’s neuem Roman. In Episoden schildert sie deren Biographie.

Alle bringen die gleiche Voraussetzung mit, sich im Laufe ihres Lebens weiter zu entwickeln und so den Sozialwohnungen und dem Milieu des beengten Stadtteils zu entfliehen. Das gelingt nicht allen. Während Leah noch mit sich hadert, unzufrieden und Pot rauchend durch die Welt geht, scheint es Natalie geschafft zu haben. Sie lebt mit ihrem erfolgreichen Banker im eigenen Haus mit „perfekten Kindern“ in einem „perfekten Leben“. So scheint es. Jedoch tut Natalie alles dafür, ihre jamaikanische Herkunft und ihr Elternhaus zu verleugnen; denn als Leah sie im Alter von fünf Jahren kennengelernt hatte, hieß sie noch Keisha. Felix versucht nach wie vor trotz geltender Klassenunterschiede und Rassismus, die ihm täglich begegnen, sein eigenes Ding zu machen. Aus diesen scheinbar unabhängigen Lebensbildern, zu denen später auch Nathan stößt, ergibt sich bald ein Ganzes. Denn sie haben sich gekannt, früher, als Kinder und ihre Lebenswege werden sich nochmals kreuzen.

Keine Frage, dass Zadie Smith hier ein intelligentes, verstörendes Sozialdrama geschrieben hat. Die ganze Unzufriedenheit der Protagonisten, das fortwährende Nicht-zu-sich-selbst-kommen und die fehlende Authentizität sind allerdings kaum zu ertragen. Die Sprache der Autorin ist ungewohnt verbittert, aber auch modern und jung. Kurze unfertige Sätze und abgebrochene unvollständige Gedankenfetzen sind nicht immer nachzuvollziehen und machen das Lesen und Verstehen des Romans nicht einfach. Wie genau die einzelnen Figuren „ticken“ wird mehr zwischen den Zeilen klar und bedarf wenig äußerlicher Beschreibungen. Die Protagonisten und deren Lebensweise sind mir trotz der Intensität des Textes fremd geblieben. Einzig die bedrückende Atmosphäre hat einen bleibenden Eindruck hinterlassen.

„London NW“ ist weniger Roman, vielmehr eine Abrechnung mit der Gesellschaft im Allgemeinen, der Politik, dem Leben und den Menschen darin. Für mich persönlich definitiv das falsche Buch zur falschen Zeit. Selten war ich nach einer Lektüre derart gefrustet und deprimiert, wie nach diesem Buch.

Empfehlen kann ich allerdings Zadie Smith’s Roman „Von der Schönheit“!

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Sonntag, 12. Januar 2014
Von gehört: Verfilmung „Partitur des Todes“
Letzten Freitag lief in arte die Verfilmung des Kriminalromans von Jan Seghers. Damit wurde das zweite Buch des Autors, über den ich bereits in der Kategorie „Heimische Arten“ in diesem Blog berichtet habe, als Film in Szene gesetzt. Tatsächlich handelt es sich aber schon um den dritten Krimi um Kommissar Marthaler von der Frankfurter Polizei. Der Roman „Partitur des Todes“, der 2008 erschien, ist ein gut konstruierter Fall mit Bezug zur deutschen Geschichte. Im Gegensatz zum Buch, in dem die Spannung von der ersten Seite an zu spüren war, kommt der Film erst später so richtig in Fahrt. Hier wird sich meiner Meinung nach zu lange auf spröde Polizeiarbeit konzentriert und die eigentliche Geschichte gerät etwas in den Hintergrund. Obwohl mit Matthias Köberlin als mundfaulen Kommissar Robert Marthaler hervorragend besetzt, bleibt der Reiz des Romans verborgen. Das Ermittlerteam, auch hier Topbesetzung, wie ich finde, steht zu lange im Vordergrund, als dass man sich mit dem wesentlichen Thema beschäftigen könnte. Schade um das, was Jan Seghers eigentlich zu erzählen hatte. Ganz Pfiffige unter den Zuschauern werden den Autor in einer klitzekleinen Gastrolle erkannt haben.


Mein Tipp: Lieber Lesen als Gucken!


http://buchlesetipp.blogger.de/topics/Heimische+Arten

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Montag, 30. Dezember 2013
Hakan Nesser „Himmel über London“
Leonard Vermin plant seinen 70sten Geburtstag in London zu feiern. Also reist er mit seiner amerikanischen Lebensgefährtin Maud schon Tage vorher an, um alles vorzubereiten. Nur wenige Einladungen sind verschickt; unter anderem an die Kinder von Maud, die auf ein großes Erbe hoffen. Denn Leonard ist vermögend und sterbenskrank, ohne dass ihn für beides irgendeine Schuld trifft, wie er selbst sagt. Auch in einem ganz anderen Teil der Welt erhält ein junger Mann eine Aufforderung vom ihm unbekannten „Gönner“, an dieser Feierlichkeit teilzunehmen.

Das könnte jetzt eine ganz einfach erzählte Geschichte werden, kennt man Hakan Nesser nicht. Denn bei ihm ist nichts einfach nur so erzählt. Er sitzt jedem seiner Figuren dicht im Nacken und erzählt aus unterschiedlichen Perspektiven und Zeitebenen. Ab und an versorgt er den Leser mit kleinsten Andeutungen, gibt ihm so einen Wissensvorsprung gegenüber seinen Protagonisten. So gelingt es dem Autor, die Spannung bis zum Ende zu halten. Stein für Stein setzt sich hier ein Puzzle zusammen.

Jede der Figuren scheint in eigene Widrigkeiten verstrickt zu sein. Leonard erinnert sich zum Beispiel dank seiner Aufzeichnungen in einem gelben Notizbuch an seinen früheren Besuch in London in den späten 60er Jahren. Da hat er Carla kennengelernt, seine große Liebe; eine tschechische Spionin, die ihn in seine Machenschaften hineingezogen hat. Irina, die Stieftochter versucht einen Unfall in der Vergangenheit zu verdrängen und Gregorius, der Bruder, hat im Geiste schon Millionen geerbt.

Bis es zum großen Fest kommt, geht also noch einiges vor im kühlen London. Nicht nur, dass es zu einem heftigen Unwetter kommt, ein Mörder zur selben Zeit in der Stadt sein Unwesen treibt, ein Notar wichtige Unterlagen vorbereitet und es Leonard zusehends schlechter geht. Ein weiterer Protagonist taucht in der Geschichte auf: der Schwede Lars Gustav Selen, der einen größeren Einfluss auf die Geschehnisse nimmt, als man es für möglich hält.

In diesem Roman gelingt Hakan Nesser eine Vermischung von Wahrheit und Lüge. Zwischen Fiktion und Wirklichkeit weiß der Leser kaum zu unterscheiden. Mit einem genialen literarischen Schachzug, der für die stilistische Gerissenheit und die Intelligenz des Autors spricht, bringt der den unerschütterlichen Glauben des Lesers an eine einzige Wirklichkeit ins Wanken. Dass ICH mich beim Lesen leicht an der Nase herumgeführt gefühlt habe, ist sicherlich meiner naiven Leichtgläubigkeit geschuldet. „…das musste im Namen der Ehrlichkeit zugegeben werden.“ (Buchzitat Seite 528)

Bei allem Lob hat Hakan Nesser aber doch schon weit Besseres geliefert! Trotzdem lesenswert!

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Dienstag, 10. Dezember 2013
Tom Rob Smith „Ohne jeden Zweifel“ Hörbuch
gelesen von Beate Himmelstoß und Friedrich Mücke

Schon lange träumt Tilda von einem Hof in ihrer früheren Heimat Schweden. Mit fünfzehn hat sie ihr Zuhause verlassen. Jetzt lebt sie in London, ist verheiratet, der Sohn längst erwachsen. Endlich ist es so weit: mit ihrem Mann Chris erfüllt sie sich ihren Wunsch. In Südschweden kaufen sie einen abgelegenen Hof in der Nähe eines kleinen Ortes. Sie planen den Ausbau zum Ferienhof, um dort den Rest ihrer Tage gemeinsam zu verbringen. Sohn Daniel bleibt zurück.

Etwa ein Jahr ist vergangen, da erhält Daniel einen Anruf seines Vaters. Seine Mutter sei krank, habe den Verstand verloren und er, Chris, habe sie in eine psychiatrische Klinik einweisen lassen. Noch bevor Daniel handeln kann, kündigt seine Mutter ihren Besuch in London an. Sie sei bereits auf dem Weg und würde verfolgt. Völlig ratlos, wie er mit dieser Situation umgehen soll, holt er wenig später seine Mutter vom Flughafen ab. Diese weiß ihm eine hanebüchene Geschichte zu erzählen und Daniel spürt, wie sehr er sich von seinen Eltern und deren Leben entfernt hat. Und schnell steht fest, dass nicht nur er ein Geheimnis zu haben scheint. Mit Tagebucheintragungen und Beweismittel ausgestattet, berichtet Tilda von einer Verschwörung, in die auch ihr Mann Chris involviert sei. Daniel ist sichtlich verwirrt, erklärt sich aber bereit, Tildas Ausführungen gut zuzuhören und erst am Schluss zu bewerten. Als Tage später auch Chris, im Schlepptau einen Psychiater, in London eintrifft, gerät Daniel immens in Bedrängnis.

Der Leser steht wie der Sohn selbst zwischen den Fronten. Man weiß nicht, wem man glauben und trauen kann. Im einen Moment scheint Tildas Geschichte plausibel, im nächsten zweifelt man. Ein Konflikt, den man mit dem Protagonisten teilt. Die Eindrücke beider Erzähler sind in der Ich-Perspektive widergegeben, so dass man als Hörer ganz nah an der Person ist, die gerade spricht. Und das ist mal Friedrich Mücke als Daniel und mal Beate Himmelstoß als seine Mutter. Ersterer verkörpert die Zerrissenheit des Sohnes, zwischen den Versionen seiner Eltern entscheiden zu müssen, die Zweifel, wer von ihnen Tatsachen widergibt. In der ruhigen, konzentrierten Leseweise Beate Himmelstoß‘ liegt die ganze Bedrohung und Not Tildas. Tiefer und tiefer taucht man in die Ereignisse, die sich laut Daniels Mutter in Schweden zugetragen haben. Es könnte sich um die Wahrheit handeln, die sich grausig ausmacht oder aber reine Spekulationen und Mutmaßungen sein, die einer kranken Psyche entspringen.

Tom Rob Smith schafft es eine derart hohe Spannung zu halten, wie ich es selten erlebt habe.Ein Krimi der Extraklasse!

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Montag, 25. November 2013
Drüber nachgedacht: Das Buch als Geschenk
Schenken ist eine feine Sache. Bücher zu verschenken kann aber unter Umständen so richtig in die Hose gehen. So hat mir eine Freundin, lange ists her, mal ein Buch von Rosamunde Pilcher geschenkt. Nichts gegen die Autorin, aber ihre Romane sprechen mich einfach nicht an. Es war eine nette Geste, weil meine Freundin erkannt hat, wie sehr ich Bücher liebe. Ich schenkte es meiner Mutter, die sich damals riesig darüber freute und das Buch regelrecht verschlang. So unterschiedlich sind eben die Geschmäcker. Und das macht das Buchgeschenk zu einer Herausforderung.

Es ist also wichtig zu wissen, was der zu Beschenkende im Allgemeinen so liest; da reicht ein Blick ins Bücherregal. Versteht man selbst nicht viel von Literatur, merkt man sich einen Autor oder zwei und geht mit diesem Wissen in den Buchladen. Mit einer Neuerscheinung kann man da nicht viel falsch machen. In den kleineren Läden kennt man sich meist besser aus und kann als Käufer gut beraten werden. Man sollte einen Menschen außerdem gut kennen, will man ihn mit einem Buch beschenken. Was sind seine Vorlieben, welches Thema interessiert ihn und vor allem, was mag er so gar nicht. Auch die Art des Menschen und der Charakter können bei der Auswahl behilflich sein. Die Genres sind breit gefächert, von Belletristik bis Kochbuch, Biographie oder Ratgeber. Ganz unverfänglich, für entfernte Bekannte oder Nachbarn, eignen sich kleine Geschenkbücher mit Zitaten oder Sprüchen. Zur Not ist der Schenkende mit einem Büchergutschein immer auf der sicheren Seite.

Ich persönlich schenke nur Bücher, die ich selbst gelesen und von denen ich überzeugt bin. Damit habe ich meistens Freude bereitet, und darum geht’s beim Schenken schließlich. Drüber nachdenken sollte also jeder bevor er ein Buch verschenkt!

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Mittwoch, 13. November 2013
Claire Beyer „Refugium“
Wo ist Robert? Das ist die Frage der Fragen in diesem Roman. Gerade noch als Testfahrer in Schweden, ist Robert plötzlich verschwunden. Mit ihm das Fahrzeug. Claudia und er führen seit langem schon eine Wochenendehe. Er verbringt mehrere Wochen in Nordschweden im Testzentrum für Automobilwirtschaft, sie wohnt in Deutschland. Seit dreißig Jahren sind sie verheiratet, haben zwei erwachsene Söhne und sich mit der Zeit etwas auseinander gelebt. Trotz Flugangst fliegt Claudia in den kleinen Ort ins winterliche Skandinavien, um den Arbeitgeber und die Polizei bei den Ermittlungen zu unterstützen. Handelt es sich um Industriespionage oder hat Robert sie einfach still und heimlich verlassen?

Sie kommt bei Birgitta unter, einer Freundin des Firmenchefs. Die Ermittlungen verlaufen sehr zögerlich und Claudia wird erst hier bewusst, wie wenig sie über das Leben ihres eigenen Mannes in seiner zweiten Heimat weiß. Nie hat sie ihn besucht oder je seine Wohnung betreten. Und anstatt die Suche zu forcieren, verhält sie sich merkwürdig passiv und lässt sich treiben. Während des Wartens auf Neuigkeiten freundet sich Claudia mit Birgitta an. Robert tritt gedanklich in den Hintergrund.

Unter anderem diese Tatsache ist für mich als Leserin sehr unverständlich; trotz Entfremdung zum Ehemann. Claudia unternimmt nichts, fragt nichts, sagt nichts. Zudem gibt die Autorin allen Figuren eine ausgeklügelte Vita; alle haben ein schweres Schicksal hinter sich, was sie mehr und mehr unglaubwürdig erscheinen lässt. Das Buch kommt leider erst in den letzten zwanzig Seiten so etwas in Fahrt; bis dahin ist die Geschichte schmucklos und unbedeutend. Landschaftsbeschreibungen wirken einem Reiseführer entnommen und bleiben klischeehaft. Der Leser wird Zeuge von uninteressanten Gesprächen zwischen den beiden Frauen, die mit Zitaten und Weisheiten geradezu jonglieren. Vielleicht liegt es an Sätzen wie:

„Mankell und Lindgren sind wie Yin und Yang“

oder

„Der Sonnenwind ließ sich fortwährend neue Szenerien einfallen, jagte als Choreograf sein Ballett in alle Himmelsrichtungen, peitschte es über das Schwarz der Nacht, als wolle er zeigen, wer der Meister ist; die Tänzer gaben ihr Bestes und fanden in bizarren Bildern unermüdlich neu zusammen. Trolle und Kobolde, Elfen, Mensch und Tier konnten, angesichts eines solchen Ausmaßes unbändiger Wucht über sich, erahnen, erfühlen oder in Demut verstehen, wie winzig sie waren“

die mich zu meinem Urteil veranlassen. Sie wirken zu sehr konstruiert, bemüht und angestrengt. Trivial und allzu pathetisch!

Aber eines muss ich Claire Beyer zugutehalten: Die Frage nach Robert ist letztendlich gut gelöst; der wirklich überzeugendste und spannendste Teil des Romans.

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