Dienstag, 10. September 2013
Wolfram Fleischhauer „Schweigend steht der Wald“
Das ist mal wieder ein Krimi nach meinem Geschmack! Gerade eben zu Ende gelesen bin ich noch ganz benommen und angespannt. Hier kommt man nicht zum Durchatmen. Mit viel Gespür und geschickter Raffinesse ausgestattet bietet uns Wolfram Fleischhauer hier ein ganz besonderes Schmankerl. Nicht in üblicher Krimimanier, Mord-Leiche-Kommissar, sondern mal ganz anders. Beginnend mit Anja Grimm, Forststudentin:

Das Verschwinden des Vaters vor 20 Jahren hat nicht nur bei der Mutter sondern auch bei Anja Spuren hinterlassen. Während die Mutter nach einem missglückten Suizid zuhause betreut werden muss, nimmt Anja einen Praktikumsplatz in der Forstverwaltung Waldmünchen an. Ganz in der Nähe des Ortes, in dem sie als Kind mit ihren Eltern die Sommerferien verbracht hat. Ihr Vater war Biologielehrer und an Fauna und Flora sehr interessiert. Im nahegelegenen Wald verschwand er dann für immer. Da war Anja acht. Und in eben diesem Wald nimmt Anja jetzt Bodenproben und stößt dabei nicht nur auf ihre Vergangenheit und auf alte Bekannte, sondern entdeckt Auffälligkeiten in der Bodenbeschaffung. Und damit kommt ein Stein ins Rollen, der nicht mehr aufzuhalten ist. Die Bevölkerung ist zunehmend beunruhigt, lang Vergessenes tritt wieder an die Oberfläche, zum Leidwesen aller Beteiligten. Was geschah damals und ist es wirklich sinnvoll, lange Verdrängtes und Verloschenes aufzudecken? Denn was befindet sich darunter?

Mit ihrem Wissen sieht Anja mehr als andere, blickt tief in die Erde des Waldes und in die Vergangenheit. Die Atmosphäre dessen wird in jeder Seite des Romans spürbar; die sich zuspitzende, feindliche Gesinnung den Dorfbewohnern gegenüber und in den Familien untereinander greifbar. Familienverhältnisse gibt der Autor häppchenweise preis, so dass langsam ein Bild der Zusammenhänge entsteht. Die Charaktere sind glaubhaft und interessant beschrieben und lassen den Leser an deren Innenleben lebhaft teilhaben. Man bleibt, wie die Protagonistin selbst, lange im Unklaren über das was passiert ist. Auch Anja weiß am Ende, dass manchmal etwas nicht zu tun ebenso sträflich sein kann wie etwas zu tun.

Fesselnd und unterhaltsam besticht dieser Krimi mit Psychologie und Einfühlung. So bildlich erzählt, dass man glaubt, man steht im Wald ;-)

Erfrischend anders, erfrischend knackig, erfrischend deutsch!


http://www.wolfram-fleischhauer.de

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