Donnerstag, 9. November 2017
Jan Costin Wagner „Sakari lernt, durch Wände zu gehen“
liva, 11:35h
Das Haus am See ist eine Idylle. Hier kann Kriminalkommissar Kimmo Joentaa mit seiner Tochter Sanna den Urlaub genießen. Sanna hat ihre Freundinnen eingeladen, sie baden im See, naschen Kekse und sind ausgelassen und fröhlich. In der Nacht, die sie gemeinsam verbringen werden, wollen sie den Mond vermessen und keine Minute schlafen. Kimmo mag es, die Heiterkeit der Mädchen zu beobachten. Nicht wissend, dass ungefähr zeitgleich auf dem Marktplatz in der nahe gelegenen Stadt Turku ein junger Mann erschossen wird. Er heißt Sakari und war eben nackt in den Brunnen gestiegen, mit einem Messer in der Hand. Schaulustige versammeln sich um ihn herum.
Kurze Zeit später ist Sakari tot; erschossen vom diensthabenden Polizisten Petri Grönholm. Der Schütze ist ebenso erschrocken über den Hergang der Situation wie die Beobachter, dass er wie vernebelt in sein Auto steigt, um bei seinem Freund und Kollegen Kimmo Joentaa Rat zu suchen. Immer wieder hört er in Gedanken die letzten Worte des jungen Mannes: „Ich bin ein Engel, lass mich einfach nur ein Engel sein!“
Der Autor spielt hier ganz geschickt mit den Divergenzen, den Gegensätzlichkeiten in Allem. Leben und Tod, Freude und Leid liegen in diesem Roman ganz dicht beieinander; scheinen durch eine unsichtbare Wand miteinander verbunden. In wechselnden kleinen Sequenzen lässt er die jeweiligen Gegenpole sich vermischen und in seiner Bedeutung verstärken. Dies wird auch deutlich, wenn Jan Costin Wagner die Welt in zwei sich gegenüber stehenden Farben weiß und blau beschreibt oder aber dem fröhlichen Gelächter der spielenden Kinder den Tod des jungen Sakari entgegensetzt.
Der Autor verzichtet sowohl auf lange Dialoge, als auch auf detailreiche Beschreibungen der Polizeiarbeit. Allein über das, was nicht gesagt wird und darüber, wie er seine Figuren agieren lässt, versteht der Leser und ist schnell in der Atmosphäre gefangen.
Mit einer außergewöhnlich poetischen Sprache wird diese Geschichte erzählt, die man nicht unbedingt dem Genre Krimi zuordnen würde. Der Autor überrascht mich ein weiteres Mal mit seinem emotionalen Ausdruck und seine Fähigkeit, mich mit seinen Worten direkt ins Herz zu treffen. Manche Sätze sind so schön, dass man sie immer wieder lesen möchte, die Ereignisse so bildhaft geschildert, dass eine Leseunterbrechung unmöglich ist.
„Gestern haben die Tränen gefehlt. Es sind keine großen Tränen, keine, die die Wangen hinab laufen, sind Tränen, die die Augen benetzen. Feuchte Augen, zuverlässig feuchte Augen, Morgen für Morgen, bei jedem Erwachen, seit vier Jahren, seit dem Tag, an dem………….“ (Zitat Seite 195)
Die Reihe um den sympathischen Kommissar Kimmo Joentaa gehört für mich zum Besten, was die Krimiszene zu bieten hat. Die Menschen und das Leben stehen hier im Fokus. Und der Tod. Und dann kann es schon vorkommen, dass auch meine Augen bei der Lektüre nicht ganz trocken bleiben.
Ebenfalls hier im Blog:
Jan Costin Wagner „Tage des letzten Schnees"
„Heimische Arten“ Teil 1: Jan Costin Wagner
*
Kurze Zeit später ist Sakari tot; erschossen vom diensthabenden Polizisten Petri Grönholm. Der Schütze ist ebenso erschrocken über den Hergang der Situation wie die Beobachter, dass er wie vernebelt in sein Auto steigt, um bei seinem Freund und Kollegen Kimmo Joentaa Rat zu suchen. Immer wieder hört er in Gedanken die letzten Worte des jungen Mannes: „Ich bin ein Engel, lass mich einfach nur ein Engel sein!“
Der Autor spielt hier ganz geschickt mit den Divergenzen, den Gegensätzlichkeiten in Allem. Leben und Tod, Freude und Leid liegen in diesem Roman ganz dicht beieinander; scheinen durch eine unsichtbare Wand miteinander verbunden. In wechselnden kleinen Sequenzen lässt er die jeweiligen Gegenpole sich vermischen und in seiner Bedeutung verstärken. Dies wird auch deutlich, wenn Jan Costin Wagner die Welt in zwei sich gegenüber stehenden Farben weiß und blau beschreibt oder aber dem fröhlichen Gelächter der spielenden Kinder den Tod des jungen Sakari entgegensetzt.
Der Autor verzichtet sowohl auf lange Dialoge, als auch auf detailreiche Beschreibungen der Polizeiarbeit. Allein über das, was nicht gesagt wird und darüber, wie er seine Figuren agieren lässt, versteht der Leser und ist schnell in der Atmosphäre gefangen.
Mit einer außergewöhnlich poetischen Sprache wird diese Geschichte erzählt, die man nicht unbedingt dem Genre Krimi zuordnen würde. Der Autor überrascht mich ein weiteres Mal mit seinem emotionalen Ausdruck und seine Fähigkeit, mich mit seinen Worten direkt ins Herz zu treffen. Manche Sätze sind so schön, dass man sie immer wieder lesen möchte, die Ereignisse so bildhaft geschildert, dass eine Leseunterbrechung unmöglich ist.
„Gestern haben die Tränen gefehlt. Es sind keine großen Tränen, keine, die die Wangen hinab laufen, sind Tränen, die die Augen benetzen. Feuchte Augen, zuverlässig feuchte Augen, Morgen für Morgen, bei jedem Erwachen, seit vier Jahren, seit dem Tag, an dem………….“ (Zitat Seite 195)
Die Reihe um den sympathischen Kommissar Kimmo Joentaa gehört für mich zum Besten, was die Krimiszene zu bieten hat. Die Menschen und das Leben stehen hier im Fokus. Und der Tod. Und dann kann es schon vorkommen, dass auch meine Augen bei der Lektüre nicht ganz trocken bleiben.
Ebenfalls hier im Blog:
Jan Costin Wagner „Tage des letzten Schnees"
„Heimische Arten“ Teil 1: Jan Costin Wagner
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