Dienstag, 13. August 2013
Richard Ford „Kanada“ Hörbuch
liva, 12:20h
gelesen von Christian Brückner
Der erste Satz dieses Buches „Zuerst will ich von dem Raubüberfall erzählen, den meine Eltern begangen haben, dann von den Morden, die später geschahen“ nimmt einerseits vieles vom Inhalt vorweg, macht aber gleichermaßen neugierig auf das was da kommt. Mit diesem ersten Satz gesprochen von Christian Brückner beginnt die Faszination dieses Romans. Brückner liest nicht, er erzählt, er lebt die Geschichte. Er WIRD zum Protagonist, dem Ich-Erzähler. Und das ist Dell Parsons, ein 66 jähriger Lehrer, der über sein Leben erzählt; seine Kindheit und Jugend. Denn die ist in keinem Falle „normal“ verlaufen und fand in den frühen 60er Jahren ein harsches Ende:
Dell lebt mit seiner Zwillingsschwester und seinen Eltern in eher bescheidenen Verhältnissen in Montana, USA. Die Familie ist schon oft umgezogen, und so erfüllt sich sein Traum eine Schule zu besuchen für Dell leider nicht. Aber in letzter Zeit, das spüren die Geschwister, ist irgendetwas im Gange. Der Leser weiß es bereits: die Eltern planen einen Banküberfall. Als es endlich nach langer Vorbereitung dazu kommt und Beth Parsons und seine Frau kurz darauf verhaftet werden, bleiben Dell und Berna zunächst alleine zurück. Nur noch einmal werden sie ihre Eltern sehen, im Gefängnis. Um den Behörden und dem Waisenhaus zu entgehen, bringt eine Freundin der Mutter Dell nach Kanada. Vermeintlich in ein neues, besseres Leben. Verunsichert, aber auch mit der Hoffnung auf seinen Traum, in eine Schule gehen zu können, folgt Dell seiner Retterin. Berna hat sich unterdessen mit ihrem Freund aus dem Staub gemacht, fest entschlossen, der Familie für immer den Rücken zu kehren.
In Kanada wird sich fortan Arthur Remlinger um Dell kümmern. Dieser gibt ihm einen Job in seinem heruntergekommenen Hotel, beachtet ihn aber anfänglich nicht. Also bleibt er alleine mit sich und seinen Grübeleien. Dell ist ein Denker. Fast schon philosophisch denkt er über die Menschen, deren Verhalten, das Leben und die Welt nach. Immer wieder rekapituliert er die Geschehnisse in seiner Kindheit. Wie ist es zu all dem gekommen, was hat er dazu beigetragen, und vor allem was wird ihn hier erwarten. Sein neues Dasein plätschert so dahin und ihm wird eines klar: der eigenen Vergangenheit kann er nicht entkommen, man kann sie nicht auslöschen, ihr nicht davonrennen. Diese Erkenntnis bleibt auch schon bald nicht mehr nur eine Theorie. Hat auch sein „Ziehvater“ eine dunkle Geschichte, und welche Rolle spielt Dell darin?
Wer aufgrund des ersten Satzes einen actiongeladenen Thriller erwartet, liegt falsch. Es handelt sich um ein tiefgründiges, nachdenkliches Portrait über das Leben, die Menschen und deren Verfehlungen, dem Schicksal und der Macht des Vergangenen. Die Kombination aus Richard Ford’s Gespür für Sprache und Christian Brückner’s Stimmgewaltigkeit schafft eine Mischung vom Allerfeinsten.
Dieser Roman lässt einen so schnell nicht los!
Der erste Satz dieses Buches „Zuerst will ich von dem Raubüberfall erzählen, den meine Eltern begangen haben, dann von den Morden, die später geschahen“ nimmt einerseits vieles vom Inhalt vorweg, macht aber gleichermaßen neugierig auf das was da kommt. Mit diesem ersten Satz gesprochen von Christian Brückner beginnt die Faszination dieses Romans. Brückner liest nicht, er erzählt, er lebt die Geschichte. Er WIRD zum Protagonist, dem Ich-Erzähler. Und das ist Dell Parsons, ein 66 jähriger Lehrer, der über sein Leben erzählt; seine Kindheit und Jugend. Denn die ist in keinem Falle „normal“ verlaufen und fand in den frühen 60er Jahren ein harsches Ende:
Dell lebt mit seiner Zwillingsschwester und seinen Eltern in eher bescheidenen Verhältnissen in Montana, USA. Die Familie ist schon oft umgezogen, und so erfüllt sich sein Traum eine Schule zu besuchen für Dell leider nicht. Aber in letzter Zeit, das spüren die Geschwister, ist irgendetwas im Gange. Der Leser weiß es bereits: die Eltern planen einen Banküberfall. Als es endlich nach langer Vorbereitung dazu kommt und Beth Parsons und seine Frau kurz darauf verhaftet werden, bleiben Dell und Berna zunächst alleine zurück. Nur noch einmal werden sie ihre Eltern sehen, im Gefängnis. Um den Behörden und dem Waisenhaus zu entgehen, bringt eine Freundin der Mutter Dell nach Kanada. Vermeintlich in ein neues, besseres Leben. Verunsichert, aber auch mit der Hoffnung auf seinen Traum, in eine Schule gehen zu können, folgt Dell seiner Retterin. Berna hat sich unterdessen mit ihrem Freund aus dem Staub gemacht, fest entschlossen, der Familie für immer den Rücken zu kehren.
In Kanada wird sich fortan Arthur Remlinger um Dell kümmern. Dieser gibt ihm einen Job in seinem heruntergekommenen Hotel, beachtet ihn aber anfänglich nicht. Also bleibt er alleine mit sich und seinen Grübeleien. Dell ist ein Denker. Fast schon philosophisch denkt er über die Menschen, deren Verhalten, das Leben und die Welt nach. Immer wieder rekapituliert er die Geschehnisse in seiner Kindheit. Wie ist es zu all dem gekommen, was hat er dazu beigetragen, und vor allem was wird ihn hier erwarten. Sein neues Dasein plätschert so dahin und ihm wird eines klar: der eigenen Vergangenheit kann er nicht entkommen, man kann sie nicht auslöschen, ihr nicht davonrennen. Diese Erkenntnis bleibt auch schon bald nicht mehr nur eine Theorie. Hat auch sein „Ziehvater“ eine dunkle Geschichte, und welche Rolle spielt Dell darin?
Wer aufgrund des ersten Satzes einen actiongeladenen Thriller erwartet, liegt falsch. Es handelt sich um ein tiefgründiges, nachdenkliches Portrait über das Leben, die Menschen und deren Verfehlungen, dem Schicksal und der Macht des Vergangenen. Die Kombination aus Richard Ford’s Gespür für Sprache und Christian Brückner’s Stimmgewaltigkeit schafft eine Mischung vom Allerfeinsten.
Dieser Roman lässt einen so schnell nicht los!
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