Donnerstag, 4. Juni 2020
Jan Costin Wagner „Sommer bei Nacht“
liva, 18:40h
Jannis ist weg! Eben war der 8jährige Junge noch da. Sie waren beim Flohmarkt, Jannis, seine Mutter und Sarah, die große Schwester. Als sich seine Mutter umdreht, ist Jannis verschwunden. Wie vom Erdboden verschluckt. Familie Meininger passiert wohl hier das Schlimmste, was man sich als Eltern vorstellen kann.
„Die Zeit hat sich verdichtet. Hat sich reduziert. Im Bruchteil einer Sekunde. Ein weiter Raum ist geschrumpft. Auf ein kleinstmögliches Maß. Auf ein buntes Gemälde, eine Zeichnung, die aus der Zeit gefallen zu sein scheint.“ (281)
Die Wiesbadener Kriminalpolizei schickt Ben Neven und Christian Sandner nach Biebrich, um sich des Vermisstenfalles anzunehmen. Beide sind äußerst zurückhaltende und stille Charaktere, in Ihrer Arbeit gelten sie als gründlich und gewissenhaft. Lediglich der/die Leser/in erfährt bald, was in beiden Köpfen vor sich geht. Die polizeilichen Befragungen finden direkt am Ort des Geschehens statt. Ein Mitschüler will gesehen haben, wie Jannis, einen riesigen Teddybären im Arm, mit einem Mann gesprochen hat. Alles geht nur sehr schleppend voran, bis in den nächsten Tagen eine Überwachungskamera interessante Bilder für die Polizei liefert. Mit steigender Medienpräsenz nehmen die Ermittlungen an Fahrt auf.
Diese steigende Geschwindigkeit und Spannung ist beim Lesen geradezu greifbar. Es ist zu spüren, dass etwas auf einen Höhepunkt hinausläuft. Das war der Moment, an dem ich das Buch immer wieder weglegen musste, weil das, was vielleicht kommen würde, unerträglich zu sein schien.
Jan Costin Wagner versteht es mit wenigen Worten und ohne es direkt auszusprechen das Grausame und Schreckliche in unseren Köpfen entstehen zu lassen. Das ist seine Kunst. Entgegen dem eigentlichen Krimi-Genre versteht er es, den Fokus nicht unbedingt nur auf den Fall zu legen, sondern auch auf das Innere seiner Figuren, die, einer wie der andere, mit ihren eigenen persönlichen Schicksalen zu kämpfen haben. Der Autor lässt uns all diese Gedanken und Gefühle der Protagonisten miterleben.
Es sind die schmerzlichen Themen Pädophilie und Kindesmissbrauch, deren sich Jan Costin Wagner in diesem Krimi annimmt. Zu sehr an der Realität, als dass man das Lesen als Entspannung betrachten könnte. Ein durch und durch düsteres Buch, dennoch unbedingt lesen!
*
Auch hier im Blog rezensiert:
Tage des letzten Schnees
Sakari lernt, durch Wände zu gehen
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Die Wiesbadener Kriminalpolizei schickt Ben Neven und Christian Sandner nach Biebrich, um sich des Vermisstenfalles anzunehmen. Beide sind äußerst zurückhaltende und stille Charaktere, in Ihrer Arbeit gelten sie als gründlich und gewissenhaft. Lediglich der/die Leser/in erfährt bald, was in beiden Köpfen vor sich geht. Die polizeilichen Befragungen finden direkt am Ort des Geschehens statt. Ein Mitschüler will gesehen haben, wie Jannis, einen riesigen Teddybären im Arm, mit einem Mann gesprochen hat. Alles geht nur sehr schleppend voran, bis in den nächsten Tagen eine Überwachungskamera interessante Bilder für die Polizei liefert. Mit steigender Medienpräsenz nehmen die Ermittlungen an Fahrt auf.
Diese steigende Geschwindigkeit und Spannung ist beim Lesen geradezu greifbar. Es ist zu spüren, dass etwas auf einen Höhepunkt hinausläuft. Das war der Moment, an dem ich das Buch immer wieder weglegen musste, weil das, was vielleicht kommen würde, unerträglich zu sein schien.
Jan Costin Wagner versteht es mit wenigen Worten und ohne es direkt auszusprechen das Grausame und Schreckliche in unseren Köpfen entstehen zu lassen. Das ist seine Kunst. Entgegen dem eigentlichen Krimi-Genre versteht er es, den Fokus nicht unbedingt nur auf den Fall zu legen, sondern auch auf das Innere seiner Figuren, die, einer wie der andere, mit ihren eigenen persönlichen Schicksalen zu kämpfen haben. Der Autor lässt uns all diese Gedanken und Gefühle der Protagonisten miterleben.
Es sind die schmerzlichen Themen Pädophilie und Kindesmissbrauch, deren sich Jan Costin Wagner in diesem Krimi annimmt. Zu sehr an der Realität, als dass man das Lesen als Entspannung betrachten könnte. Ein durch und durch düsteres Buch, dennoch unbedingt lesen!
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