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Donnerstag, 28. August 2014
Andreas von Flotow „Tage zwischen gestern und heute“
liva, 15:13h

Schon im Vorwort und im ersten Satz des Romans „An dem Tag als meine Mutter starb, wachte ich früh auf“ (Zitat) nimmt der Autor die Pointe des Buches vorweg. Von da an spricht der Ich-Erzähler über seine Kindheit. Die Erinnerungen allerdings bleiben mal vage, mal scheinen sie geradewegs unkontrolliert aus ihm herauszusprudeln. Die Arbeit des Autors wirkt nicht aufgeschrieben, sondern wie ein stetiges Grübeln und Nachdenken, ein innerer Monolog. Der Erzähler versucht sich immer wieder zu erinnern, diese Erinnerungen zeitlich zu ordnen, was ihm, wie er auch selbst sagt, nur wenig gelingt. So entstehen Bruchstücke, die letztendlich doch ein Gesamtbild erkennen lassen. Die Geschichte des eigenartigen einsamen Jungen wird von fortwährendem Philosophieren über das Erinnern selbst etwas in den Hintergrund gerückt.
Trotz des tragischen Schicksals des Protagonisten bleibt der Leser außen vor, er wird lediglich Zeuge seiner Gedanken. Diese sind zwar einfühlsam widergegeben, haben mich persönlich aber emotional kaum berührt. Sprache und Stil sind außergewöhnlich und interessant; die dauernde Wiederholung des Wortes „Erinnerung“ in all seinen grammatikalischen Formen zermürbend.
Der Roman ist leider weniger poetisch als der Titel vermuten lässt!
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Mittwoch, 13. August 2014
Donna Tartt „Der Distelfink“ Hörbuch
liva, 18:51h

Bei einem Bombenanschlag auf das Metropolitan Museum of Art in New York wird die Mutter des dreizehnjährige Theodor Decker tödlich verletzt. Der Junge trägt schwer an diesem Verlust, versucht es sich jedoch nicht anmerken zu lassen. Theodors Leben wird sich von nun an grundlegend ändern. Er wird aus seiner vertrauten Umgebung gerissen, und zunächst nimmt ihn die Familie eines Freunds auf.
Doch bevor Theo selbst das Museum, es liegt in Schutt und Asche, unverletzt verlassen kann, gibt ihm ein sterbender alter Mann einen Siegelring und bittet ihn, diesen zu einer bestimmten Adresse in Manhattan zu bringen. Der Bestimmungsort des Ringes erweist sich als Antiquitätenladen, der Inhaber als Möbelrestaurator und Kompagnon des Verstorbenen aus dem Museum. Howie, wie er sich Theo vorstellt, wird später in der Geschichte zu einem väterlichen Freund. Als plötzlich Theos Vater, der die Familie verlassen hatte, ihn nach Las Vegas holt glaubt er, New York für immer verlassen zu müssen. Was bis dahin keiner ahnt (nur der Leser weiß es), dass Theodor Decker ein wertvolles Gemälde aus den Trümmern des Museums entwendet hat: „Der Distelfink“.
In Las Vegas lernt er den russisch stämmigen Boris kennen. Obwohl Boris sich nicht immer an Gesetze hält und mit Drogen zu tun hat, wird er zum besten Freund und Vertrauten. Theodor, der anfangs schüchterne Junge, wird zunehmend in Betrügereien verwickelt. Als später sein Vater ums Leben kommt, kehrt Theodor noch nicht volljährig nach New York zurück. Er ist ein anderer Mensch geworden, er hat sich entwickelt. Einsam und elternlos streunt er durch die Stadt. Trost gibt ihm das Wissen, dass das Bild immer bei ihm sein wird. Dieser Besitz soll für immer sein Geheimnis bleiben. Eine bleibende Erinnerung an seine Vergangenheit.
Die Geschichte, die Theodor selbst erzählt, ist ungeheuerlich; sie läuft vor dem inneren Auge wie ein Film ab. Donna Tartt zeigt viel Liebe zum Detail und ihren Figuren; sensibel und empathisch. Sie lässt mit ihrer Sprache die Geschichte so lebendig werden, dass man glaubt, mittendrin zu sein. In der Erzählweise liegt eine gewisse Langsamkeit, Zähigkeit (das Hörbuch dauert schließlich 33 Stunden), die die Intensität der Geschichte zusätzlich verstärkt. Der Leser bleibt ganz nah beim Protagonisten und erlebt so nahezu die gesamte Zeit des Heranwachsens mit ihm. Wir erfahren viel über die Menschen, über das Leben, aber vor allem auch über die Kunst, über Malerei. Trotz aller Gaunereien und kriminellen Machenschaften, Fehler und Unzulänglichkeiten bleiben die Personen immer sympathisch; der Leser auf deren Seite.
Donna Tartt legt einer ihrer Figuren die Worte in den Mund, die das Hauptthema beschreiben: Was ist gut oder böse? Ist es immer so klar zu unterscheiden? Was geschieht aus Verzweiflung, aus Angst, aus Liebe? Wieviel ist Schicksal, wieviel ist eigenes Zutun? Die Autorin lässt gekonnt die Grenzen dessen verschmelzen.
Matthias Koeberlin ist ein Gewinn für dieses Hörbuch. Er gibt allen Figuren eine eigene Sprache, schlüpft in jede Rolle. In Köberleins Stimme und Ausdruck spiegelt sich die schleichende Entwicklung des Protagonisten Theodore Decker über Jahre hinweg. Eine Meisterleistung! Etwas Geduld für die Geschichte sollte man aber mitbringen, denn das kann ich versprechen: am Ende fügt sich alles zu einem herausragenden Roman.
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Mittwoch, 30. Juli 2014
Paula Daly „Die Schuld einer Mutter“
liva, 13:28h

Lisa Kallister ist überfordert als Mutter dreier Kinder, ihrer Arbeit und einem Haushalt, in dem das Geld immer knapp ist. Kate dagegen scheint die perfekte Mutter, kümmert sich aufopferungsvoll um Kinder und Haushalt, ist immer geduldig und verständnisvoll.
Die Töchter der beiden sind befreundet. Kate’s Tochter Lucinda verschwindet an einem Tag, an dem sie eigentlich bei Lisa’s Tochter übernachten sollte. Weil vorher bereits ein Mädchen aus der Gegend verschwunden war, geht die Polizei davon aus, dass Lucinda Opfer des gleichen Täters geworden ist. Nicht nur Kate’s Familie gibt Lisa die Schuld an diesem Unglück, auch Lisa selbst macht sich schwerste Vorwürfe. Sie begibt sich eigenmächtig auf die Suche nach Lucinda, ohne zu ahnen, auf welchen geheimnisvollen Weg sie sich begibt.
Wir erfahren im Verlauf der Geschichte einiges über Lisa und Kate, über die Ehen der beiden, die Familien und ihre Beziehung zueinander. Die Figuren allerdings bleiben ohne charakterlichen Tiefgang und seltsam oberflächlich. Die „Schuld“ Lisa’s, der Ich-Erzählerin, am Geschehen ist nicht wirklich zwingend und nachvollziehbar.
Der Debutroman der englischen Autorin ist eher ein Familienroman als ein Psychothriller. Zu keiner Zeit kommt es zur „geradezu hypnotisierenden Spannung“ die auf dem Cover angekündigt wird. Die Geschichte selbst ist in vielen Teilen nicht ganz schlüssig und nimmt unerklärte absurde Wendungen.
Die Sprache schlicht und leicht zu lesen, es fehlt aber an Raffinesse und Ausdrucksstärke einer wortgewandten Autorin.
Das nächste Buch Paula Daly’s kann nur besser werden!
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Montag, 9. Juni 2014
Oliver Bottini „Ein paar Tage Licht“
liva, 23:48h

Meine Bewunderung gilt dem Autor Oliver Bottini, der in diesem Krimi einmal mehr mit außerordentlich viel Recherchearbeit aufwartet. Er verbindet eine kleine Portion Fiktion mit einer großen Portion Weltpolitik um Korruption, Krieg, Terrorismus und Waffen- und Rüstungsgeschäft.
Die vielen kurzen, schnell aufeinanderfolgenden Kapitel, deren Handlung an wechselnden Schauplätzen gleichzeitig stattfinden, sind mit derart viel Information gefüllt, die den Leser leicht verwirren können. Auch die Anzahl der Figuren lässt einen ein ums andere Mal schwindeln. Dem bedeutungsschweren Wust an Information und der Verstrickung der Geschehnisse setzt der Autor am Ende des Buches ein vierzig seitiges Glossar entgegen. Aber auch das half mir nicht, die Komplexität des Inhalts voll zu erfassen. Ein bloßes politisches Interesse reicht meiner Meinung nach hier zum Verständnis nicht aus; es wird schon allerlei weltpolitisches Wissen vorausgesetzt.
Natürlich verstehe ich den Anspruch Oliver Bottinis, seiner Leserschaft die Kausalität des Ganzen aufzuzeigen, ihm muss aber auch klar sein, dass er mit der Art wie er dies tut, lediglich einen bestimmten Teil der Leser erreicht. Mich persönlich haben bereits jeweils 10 Seiten Lesen derart geistig erschöpft, dass ich immer wieder eine Pause einlegen musste. Lesevergnügen ist anders. Im Gegensatz zu manch anderen Autoren, ist es Oliver Bottini nicht gelungen, mich, als nicht versierten politischen Menschen, an die Hand zu nehmen und mich durch die vielschichtige Problematik zu führen.
Ein hochbrisanter Politthriller, dessen Niveau mich heillos überfordert hat!
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Mittwoch, 14. Mai 2014
Graeme Simsion „Das Rosie Projekt“
liva, 13:16h

Don Tilman, der ich Erzähler in diesem heiteren Roman, ist Genetiker und Universitätsprofessor in Australien. Sein Umfeld empfindet ihn als merkwürdig und eigenartig. Und tatsächlich verhält sich Don nicht normal im eigentlichen Sinne, denn er hat das Asperger Syndrom, eine leichte Form des Autismus. Das führt dazu, dass er Gefühle nicht nur nicht empfinden kann, sondern auch bei anderen nicht deuten kann, also vollkommen emotions- und empathielos ist. Außerdem fällt es Don schwer mit Ironie und Humor umzugehen. Sein Leben funktioniert lediglich nach einem bestimmten Schema. Und so hat sich der Vierzigjährige in seinem Leben gut eingerichtet. Jeder Schritt und jede Handlung sind minutiös geplant. Ein Tag verläuft wie der andere. Ein guter Tag ist einer, an dem er in seinem strikten Vorhaben nicht gestört wird. Aber eines fehlt in seinem Leben: eine Frau. Und weil Don die Formen der sozialen Interaktion so gar nicht beherrscht, entwirft er einen mehrseitigen Fragebogen für potentielle Bewerberinnen. Wer ihm am ähnlichsten ist und so die meisten Punkte aufweist, so denkt er, wird die richtige sein. Wissenschaftlich und strukturiert geht er an diese Sache heran und nennt sie sein Ehefrauen-Projekt.
Als plötzlich Rosie in sein Leben schlittert und ihn um Hilfe bei der Suche nach ihrem Vater bittet stellt er sein eigenes Projekt zunächst in den Hintergrund und widmet sich ganz dem Vaterschafts-Projekt. Obwohl Rosie als rauchende Vegetarierin, völlig chaotisch, unordentlich und strukturlos, nicht als Partnerin in Betracht kommt wird Don allmählich klar, dass es für ihn nur noch ein Projekt gibt: das Rosie-Projekt.
Dieser Roman von Graeme Simsion ist keineswegs hohe Literatur, aber ungemein unterhaltsam und kurzweilig. Auf liebvolle Art nimmt er den Leser mit in die Gedankenwelt eines Asperger Patienten. Die pragmatische Art des Protagonisten reicht von nerv tötend bis witzig, von mitleiderregend bis liebenswürdig. Stadlobers schnelle, deutliche Ausdrucksweise macht dieses Hörbuch zum Erlebnis.
Ein starkes Plädoyer fürs Anderssein!
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Montag, 28. April 2014
Heike Kühn „Schlangentöchter“
liva, 13:11h

Aber nicht nur dieses mystische Geheimnis wurde in der Familie Alles weitergegeben, sondern auch die Brutalität und die Unterdrückung gegenüber den Frauen. Die gefährliche Herrschsüchtigkeit Hartmuts bekommen in erster Linie Milla und ihre fast erwachsene Tochter aus erster Ehe zu spüren. Denn liebevoll ist Hartmut nur zu seinen Schlangen im Exotarium des Frankfurter Zoos, in dem er als Tierpfleger beschäftigt ist. Als später auch Tonie vom wahren Wesen ihres Vaters nicht mehr verschont bleibt, sucht sie nach Möglichkeiten das Familienschweigen für immer zu brechen.
Heike Kühn erzählt eine spannende Familienchronik, mal mystisch, mal spirituell und mit einer großen Portion Phantasie. In schönen poetischen Sätzen und bildreicher Sprache lässt sie Realismus und Magie nebeneinander existieren. Der Debutroman der Frankfurter Journalistin besticht durch Zeitgeschichte, mit Fabelhaftem und menschlichem Schicksal. Das schöne darin ist, dass er sich nicht nur einem einzigen Genre zuordnen lässt. Er trifft den Leser im emotionalen Kern und lässt ihn so die vielen Jahre der Familie Alles miterleben.
Eine fesselnde Erzählung von Anfang bis Ende, die auch Nicht-Schlangentöchtern geradewegs unter die Haut geht.
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Mittwoch, 9. April 2014
Drüber nachgedacht: Das Kriminelle am Krimi
liva, 13:25h
Wie man hier im Blog nur unschwer erkennt, bin ich dem Genre „Kriminalroman“ so ganz und gar nicht abgeneigt. Und folglich mit Leichen, Mord und Totschlag, Blut, Gewaltverbrechen und Mördern auf Du und Du. Wenn ich so darüber nachdenke, ist das schon ganz schön verrückt. Dass man dem Ganzen so cool und fast schon emotionslos gegenübersteht und sich einen Krimi nach dem anderen antut. Da erschrecke ich schon mal vor mir selbst. Man könnte gar meinen, es habe eine gewisse Abstumpfung dem Leid und den Menschen gegenüber stattgefunden.
Aber dem ist nicht so, denn als ich letzte Woche einen Film über den verstorbenen amerikanischen Autor Truman Capote gesehen habe, erinnerte ich mich an einen Krimi von ihm, den ich vor einigen Jahren in die Hände bekam: „Kaltblütig“. Der Unterschied allerdings zum herkömmlichen Kriminalroman besteht darin, dass das dort beschriebene Verbrechen wirklich stattgefunden hat. Und zwar in Kansas 1959.. Es geht darin um die heimtückische Ermordung einer Farmerfamilie und die anschließende Verurteilung der Täter. Dokumentarisch beschreibt der Autor die Tat, den Prozess, die Verurteilung und den Umgang der Medien und der Menschen mit diesem Verbrechen. Truman Capote nannte sein 1965 erschienenes Buch „Tatsachenroman“. Der Film zeigte, dass Capote derart fasziniert war von dieser Geschichte, vom grausamen Mord gleichermaßen wie vom Werdegang der Verbrecher, dass er selbst fast emotional daran zerbrochen wäre.
Und auch an mir ging dieser etwas andere Krimi nicht spurlos vorüber. Von der ersten Seite an beschlich mich ein ungutes, erschütterndes Gefühl und hat mich bis zum Ende nicht verlassen. Hier war ich geschockt von so viel Grausamkeit und unsinnigem Tot; hier hat mich die Beschreibung von vier Leichen mitnichten kaltgelassen.
Und alleine diese Tatsache hat mir gezeigt, dass mein moralisches Empfinden und meine Menschlichkeit doch noch nicht ganz verloren sind. Mein Unterbewusstsein scheint noch zwischen Fiktion und Wirklichkeit unterscheiden zu können. Also kann ich mich jetzt zurücklehnen, froh, doch mal DRÜBER NACHGEDACHT… zu haben und mich weiter meiner Lektüre hingeben.
Aber dem ist nicht so, denn als ich letzte Woche einen Film über den verstorbenen amerikanischen Autor Truman Capote gesehen habe, erinnerte ich mich an einen Krimi von ihm, den ich vor einigen Jahren in die Hände bekam: „Kaltblütig“. Der Unterschied allerdings zum herkömmlichen Kriminalroman besteht darin, dass das dort beschriebene Verbrechen wirklich stattgefunden hat. Und zwar in Kansas 1959.. Es geht darin um die heimtückische Ermordung einer Farmerfamilie und die anschließende Verurteilung der Täter. Dokumentarisch beschreibt der Autor die Tat, den Prozess, die Verurteilung und den Umgang der Medien und der Menschen mit diesem Verbrechen. Truman Capote nannte sein 1965 erschienenes Buch „Tatsachenroman“. Der Film zeigte, dass Capote derart fasziniert war von dieser Geschichte, vom grausamen Mord gleichermaßen wie vom Werdegang der Verbrecher, dass er selbst fast emotional daran zerbrochen wäre.
Und auch an mir ging dieser etwas andere Krimi nicht spurlos vorüber. Von der ersten Seite an beschlich mich ein ungutes, erschütterndes Gefühl und hat mich bis zum Ende nicht verlassen. Hier war ich geschockt von so viel Grausamkeit und unsinnigem Tot; hier hat mich die Beschreibung von vier Leichen mitnichten kaltgelassen.
Und alleine diese Tatsache hat mir gezeigt, dass mein moralisches Empfinden und meine Menschlichkeit doch noch nicht ganz verloren sind. Mein Unterbewusstsein scheint noch zwischen Fiktion und Wirklichkeit unterscheiden zu können. Also kann ich mich jetzt zurücklehnen, froh, doch mal DRÜBER NACHGEDACHT… zu haben und mich weiter meiner Lektüre hingeben.
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Mittwoch, 2. April 2014
Arne Dahl „Neid“
liva, 12:20h

Das ist das zentrale Thema in Arne Dahl’s neuem Krimi.
Paul Hjelm ist der Chef einer neu gegründeten europaweiten Ermittlergruppe: der Opcop-Gruppe. Während er mit seiner Lebensgefährtin Kerstin Holm, ebenfalls Ermittlerin, auf einer Europol Konferenz in Den Haag weilt, laufen andernorts Untersuchungen gegen organisiertes Verbrechen der osteuropäischen Bettlermafia. Diese kauft und verkauft Behinderte, meist Roma, um sie in westlichen Städten Geld erbetteln zu lassen. Das Opcop-Team, europäisch multikulturell besetzt, ist den Drahtziehern auf der Spur. Ausgeklügelte Abhöraktionen laufen an mehreren Stellen.
Fast gleichzeitig wird einer dieser Bettler Zeuge eines Mordes an einem Wissenschaftler mitten auf Stockholms Straßen. Als Augenzeuge kann man ihn nicht betrachten, denn er ist von Geburt an blind; seine übrigen Sinne umso mehr geschärft. Doch dieser so wichtige Zeuge verschwindet spurlos. Wie sich bald herausstellt, forschte der Ermordete im Geheimen im Auftrag der EU Kommissarin Barriere, die demnächst einen neuen zukunftsweisenden Gesetzesentwurf auf den Weg bringen will. Eben diese Politikerin speist gerade beim Bankett in Den Haag zufällig neben Paul Hjelm, woraus sich Überschneidungen zu weiteren Fällen herauskristallisieren. Bis zur erwarteten „Sommerrede“ Barriere’s vor der europäischen Kommission spitzt sich die Lage zu.
Arne Dahl enttäuscht ein weiteres Mal seine Leser nicht. Rasant, schnell und spannend, einem Action Film gleich, lässt er europaweit die „Puppen tanzen“. Detailgetreu und mit viel Gespür für die Charaktere seiner Figuren zeichnet der Autor ein Gesamtbild der großen Europapolitik. In einem Zeitraum von nur wenigen Wochen lässt Arne Dahl seine Ermittler an den verschiedenen Orten agieren. Er springt zwischen den Schauplätzen hin und her und erreicht damit ein atemberaubendes Tempo. Wem das alles zu kompliziert erscheint, der sei beruhigt. Der Autor nimmt den Leser an die Hand und führt ihn. Auch zwischenmenschliche Beziehungen bleiben bei seiner Erzählweise nicht auf der Strecke.
„Neid“ ist bereits der dritte Teil, von vier, um die Opcop-Gruppe, die aus einem Kriminalisten-Team der Stockholmer Polizei entstanden ist. Diese agierten in den vorherigen Romanen Arne Dahls. Auch diese immer brisant und nah am aktuellen politischen Geschehen.
Davon will ich mehr !
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Mittwoch, 26. März 2014
Zum 100. Todestag des Lyrikers Christian Morgenstern
liva, 14:47h
Ende des Monats jährt sich der Tod Christian Morgensterns zum hundertsten Mal. Der deutsche Dichter, Schriftsteller und Übersetzer wurde 1871 in München geboren. Schon früh war Morgenstern für verschiedene Zeitschriften tätig und wurde bald Übersetzer und Lektor beim Buchverlag S.Fischer und später beim bekannten Piper Verlag. Zeitlebens litt der Dichter an einer Lungenerkrankung, die ihn allerdings von den zahlreichen Reisen, bei denen er verschiedene Sprachen studierte, nicht abhielt. Bekannt wurde er vor allem durch seine „komische Lyrik“. Das sind Werke und Gedichte, die ein humoristisches Spiel mit Worten erkennen lassen. Diese Tradition wurde von vielen namhaften Dichtern wie etwa Joachim Ringelnatz, Wilhelm Busch, Heinrich Heine, Heinz Erhard und später Robert Gernhardt fortgesetzt.
Aber ernst konnte Morgenstern auch. So hat er eine große Anzahl ernsthaftere und tiefschürfende Gedichte verfasst, die in viele Sprachen übersetzt sind. Auch Komponisten haben sich seiner Texte bedient und sie erfolgreich vertont. Er starb am 31.März 1914.
(Quellen wikipedia und u.a. links)
Bei meiner Recherche zu Christian Morgenstern habe ich zahlreiche seiner Gedichte gelesen; sie sind mir aber eher fremd geblieben. Auch seinen viel zitierten Humor konnte ich nicht überall nachvollziehen und muss ihm ein Lob seines „heiteren“ Schaffens leider schuldig bleiben. Da sind mir Ringelnatz, Busch und Gernhardt doch lieber!
Der Gingganz
Ein Stiefel wandern und sein Knecht
von Knickebühl gen Entenbrecht.
Urplötzlich auf dem Felde drauß
begehrt der Stiefel: Zieh mich aus!
Der Knecht drauf: Es ist nicht an dem;
doch sagt mir, lieber Herre, -- : wem?
Dem Stiefel gibt es einen Ruck:
Fürwahr, beim heiligen Nepomuk,
ich GING GANZ in Gedanken hin . . .
Du weißt, daß ich ein andrer bin,
seitdem ich meinen Herrn verlor. . .
Der Knecht wirft beide Arm' empor,
als wollt' er sagen: Laß doch, laß!
Und weiter zieht das Paar fürbaß.
(Christian Morgenstern aus „Galgenlieder“)
http://www.galgenlieder.com
http://www.christian-morgenstern.de/ (digitales Morgenstern-Archiv)
Aber ernst konnte Morgenstern auch. So hat er eine große Anzahl ernsthaftere und tiefschürfende Gedichte verfasst, die in viele Sprachen übersetzt sind. Auch Komponisten haben sich seiner Texte bedient und sie erfolgreich vertont. Er starb am 31.März 1914.
(Quellen wikipedia und u.a. links)
Bei meiner Recherche zu Christian Morgenstern habe ich zahlreiche seiner Gedichte gelesen; sie sind mir aber eher fremd geblieben. Auch seinen viel zitierten Humor konnte ich nicht überall nachvollziehen und muss ihm ein Lob seines „heiteren“ Schaffens leider schuldig bleiben. Da sind mir Ringelnatz, Busch und Gernhardt doch lieber!
Der Gingganz
Ein Stiefel wandern und sein Knecht
von Knickebühl gen Entenbrecht.
Urplötzlich auf dem Felde drauß
begehrt der Stiefel: Zieh mich aus!
Der Knecht drauf: Es ist nicht an dem;
doch sagt mir, lieber Herre, -- : wem?
Dem Stiefel gibt es einen Ruck:
Fürwahr, beim heiligen Nepomuk,
ich GING GANZ in Gedanken hin . . .
Du weißt, daß ich ein andrer bin,
seitdem ich meinen Herrn verlor. . .
Der Knecht wirft beide Arm' empor,
als wollt' er sagen: Laß doch, laß!
Und weiter zieht das Paar fürbaß.
(Christian Morgenstern aus „Galgenlieder“)
http://www.galgenlieder.com
http://www.christian-morgenstern.de/ (digitales Morgenstern-Archiv)
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