Montag, 9. Juni 2014
Oliver Bottini „Ein paar Tage Licht“
Im Krisenland Algerien wird ein Mann entführt; ein deutscher Manager. Peter Richter, eben erst in der nordafrikanischen Stadt Constantine angekommen, wurde von seine Firma dorthin entsannt, um den Aufbau einer Fabrik für Rüstungsmaterial zu überwachen. Aus dem Gästehaus des deutschen Verteidigungsministeriums wird er verschleppt. Alle sind in Aufruhr. Nicht nur die deutsche Botschaft in Algier, sondern auch der Verteidigungsminister in Berlin kommt in arge Bedrängnis. An mehreren Orten gleichzeitig wird gerätselt, ob es sich um eine Entführung von AL-Qaida handelt. Erst langsam wird klar, dass es hier um viel mehr geht.

Meine Bewunderung gilt dem Autor Oliver Bottini, der in diesem Krimi einmal mehr mit außerordentlich viel Recherchearbeit aufwartet. Er verbindet eine kleine Portion Fiktion mit einer großen Portion Weltpolitik um Korruption, Krieg, Terrorismus und Waffen- und Rüstungsgeschäft.

Die vielen kurzen, schnell aufeinanderfolgenden Kapitel, deren Handlung an wechselnden Schauplätzen gleichzeitig stattfinden, sind mit derart viel Information gefüllt, die den Leser leicht verwirren können. Auch die Anzahl der Figuren lässt einen ein ums andere Mal schwindeln. Dem bedeutungsschweren Wust an Information und der Verstrickung der Geschehnisse setzt der Autor am Ende des Buches ein vierzig seitiges Glossar entgegen. Aber auch das half mir nicht, die Komplexität des Inhalts voll zu erfassen. Ein bloßes politisches Interesse reicht meiner Meinung nach hier zum Verständnis nicht aus; es wird schon allerlei weltpolitisches Wissen vorausgesetzt.

Natürlich verstehe ich den Anspruch Oliver Bottinis, seiner Leserschaft die Kausalität des Ganzen aufzuzeigen, ihm muss aber auch klar sein, dass er mit der Art wie er dies tut, lediglich einen bestimmten Teil der Leser erreicht. Mich persönlich haben bereits jeweils 10 Seiten Lesen derart geistig erschöpft, dass ich immer wieder eine Pause einlegen musste. Lesevergnügen ist anders. Im Gegensatz zu manch anderen Autoren, ist es Oliver Bottini nicht gelungen, mich, als nicht versierten politischen Menschen, an die Hand zu nehmen und mich durch die vielschichtige Problematik zu führen.


Ein hochbrisanter Politthriller, dessen Niveau mich heillos überfordert hat!

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Mittwoch, 14. Mai 2014
Graeme Simsion „Das Rosie Projekt“
gelesen von Robert Stadlober

Don Tilman, der ich Erzähler in diesem heiteren Roman, ist Genetiker und Universitätsprofessor in Australien. Sein Umfeld empfindet ihn als merkwürdig und eigenartig. Und tatsächlich verhält sich Don nicht normal im eigentlichen Sinne, denn er hat das Asperger Syndrom, eine leichte Form des Autismus. Das führt dazu, dass er Gefühle nicht nur nicht empfinden kann, sondern auch bei anderen nicht deuten kann, also vollkommen emotions- und empathielos ist. Außerdem fällt es Don schwer mit Ironie und Humor umzugehen. Sein Leben funktioniert lediglich nach einem bestimmten Schema. Und so hat sich der Vierzigjährige in seinem Leben gut eingerichtet. Jeder Schritt und jede Handlung sind minutiös geplant. Ein Tag verläuft wie der andere. Ein guter Tag ist einer, an dem er in seinem strikten Vorhaben nicht gestört wird. Aber eines fehlt in seinem Leben: eine Frau. Und weil Don die Formen der sozialen Interaktion so gar nicht beherrscht, entwirft er einen mehrseitigen Fragebogen für potentielle Bewerberinnen. Wer ihm am ähnlichsten ist und so die meisten Punkte aufweist, so denkt er, wird die richtige sein. Wissenschaftlich und strukturiert geht er an diese Sache heran und nennt sie sein Ehefrauen-Projekt.

Als plötzlich Rosie in sein Leben schlittert und ihn um Hilfe bei der Suche nach ihrem Vater bittet stellt er sein eigenes Projekt zunächst in den Hintergrund und widmet sich ganz dem Vaterschafts-Projekt. Obwohl Rosie als rauchende Vegetarierin, völlig chaotisch, unordentlich und strukturlos, nicht als Partnerin in Betracht kommt wird Don allmählich klar, dass es für ihn nur noch ein Projekt gibt: das Rosie-Projekt.

Dieser Roman von Graeme Simsion ist keineswegs hohe Literatur, aber ungemein unterhaltsam und kurzweilig. Auf liebvolle Art nimmt er den Leser mit in die Gedankenwelt eines Asperger Patienten. Die pragmatische Art des Protagonisten reicht von nerv tötend bis witzig, von mitleiderregend bis liebenswürdig. Stadlobers schnelle, deutliche Ausdrucksweise macht dieses Hörbuch zum Erlebnis.

Ein starkes Plädoyer fürs Anderssein!

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Montag, 28. April 2014
Heike Kühn „Schlangentöchter“
In den sechziger Jahren wird in Frankfurt ein Mädchen geboren: Tonie. In einer Zeit in der in Frankfurt die ersten großen Prozesse gegen NS Verbrecher beginnen; in eine Generation die immer noch unter den Folgen des Krieges leidet und in eine Familie, in der jedes Mitglied schwer an seiner eigenen Vergangenheit trägt. „Mehr oder minder sind alle aus der Zeit gefallen“ (Zitat Seite 26) in dieser Familie. Hartmut, der Vater, der in Kriegsgefangenschaft entnazifiziert werden musste, die Mutter Milla, einst aus ihrer Heimat Tschechien vertrieben, Tante Christine, deren Baby verhungert ist, Onkel Rudi der Judenhasser und Oma Elsbeth die das lange Erbe der Schlangentöchter anführt. Denn jede Tochter der Familie Alles wird mit einem Schlangenschwanz geboren. So auch Tonie, die jüngste einer langen Generation von Schlangentöchtern. Entgegen der uralten Bestimmung, dass nach dem ersten Liebesakt der Schlangenschwanz abfällt, geschieht das bei Tonie durch eine Unachtsamkeit ihrer Tante bereits einige Tage nach ihrer Geburt. Was sie dagegen, wie die anderen vor ihr, nicht verliert, ist die Gabe mit Geistern, Toten und dem Überrest des Schwanzes zu kommunizieren.

Aber nicht nur dieses mystische Geheimnis wurde in der Familie Alles weitergegeben, sondern auch die Brutalität und die Unterdrückung gegenüber den Frauen. Die gefährliche Herrschsüchtigkeit Hartmuts bekommen in erster Linie Milla und ihre fast erwachsene Tochter aus erster Ehe zu spüren. Denn liebevoll ist Hartmut nur zu seinen Schlangen im Exotarium des Frankfurter Zoos, in dem er als Tierpfleger beschäftigt ist. Als später auch Tonie vom wahren Wesen ihres Vaters nicht mehr verschont bleibt, sucht sie nach Möglichkeiten das Familienschweigen für immer zu brechen.

Heike Kühn erzählt eine spannende Familienchronik, mal mystisch, mal spirituell und mit einer großen Portion Phantasie. In schönen poetischen Sätzen und bildreicher Sprache lässt sie Realismus und Magie nebeneinander existieren. Der Debutroman der Frankfurter Journalistin besticht durch Zeitgeschichte, mit Fabelhaftem und menschlichem Schicksal. Das schöne darin ist, dass er sich nicht nur einem einzigen Genre zuordnen lässt. Er trifft den Leser im emotionalen Kern und lässt ihn so die vielen Jahre der Familie Alles miterleben.

Eine fesselnde Erzählung von Anfang bis Ende, die auch Nicht-Schlangentöchtern geradewegs unter die Haut geht.

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Mittwoch, 9. April 2014
Drüber nachgedacht: Das Kriminelle am Krimi
Wie man hier im Blog nur unschwer erkennt, bin ich dem Genre „Kriminalroman“ so ganz und gar nicht abgeneigt. Und folglich mit Leichen, Mord und Totschlag, Blut, Gewaltverbrechen und Mördern auf Du und Du. Wenn ich so darüber nachdenke, ist das schon ganz schön verrückt. Dass man dem Ganzen so cool und fast schon emotionslos gegenübersteht und sich einen Krimi nach dem anderen antut. Da erschrecke ich schon mal vor mir selbst. Man könnte gar meinen, es habe eine gewisse Abstumpfung dem Leid und den Menschen gegenüber stattgefunden.

Aber dem ist nicht so, denn als ich letzte Woche einen Film über den verstorbenen amerikanischen Autor Truman Capote gesehen habe, erinnerte ich mich an einen Krimi von ihm, den ich vor einigen Jahren in die Hände bekam: „Kaltblütig“. Der Unterschied allerdings zum herkömmlichen Kriminalroman besteht darin, dass das dort beschriebene Verbrechen wirklich stattgefunden hat. Und zwar in Kansas 1959.. Es geht darin um die heimtückische Ermordung einer Farmerfamilie und die anschließende Verurteilung der Täter. Dokumentarisch beschreibt der Autor die Tat, den Prozess, die Verurteilung und den Umgang der Medien und der Menschen mit diesem Verbrechen. Truman Capote nannte sein 1965 erschienenes Buch „Tatsachenroman“. Der Film zeigte, dass Capote derart fasziniert war von dieser Geschichte, vom grausamen Mord gleichermaßen wie vom Werdegang der Verbrecher, dass er selbst fast emotional daran zerbrochen wäre.

Und auch an mir ging dieser etwas andere Krimi nicht spurlos vorüber. Von der ersten Seite an beschlich mich ein ungutes, erschütterndes Gefühl und hat mich bis zum Ende nicht verlassen. Hier war ich geschockt von so viel Grausamkeit und unsinnigem Tot; hier hat mich die Beschreibung von vier Leichen mitnichten kaltgelassen.

Und alleine diese Tatsache hat mir gezeigt, dass mein moralisches Empfinden und meine Menschlichkeit doch noch nicht ganz verloren sind. Mein Unterbewusstsein scheint noch zwischen Fiktion und Wirklichkeit unterscheiden zu können. Also kann ich mich jetzt zurücklehnen, froh, doch mal DRÜBER NACHGEDACHT… zu haben und mich weiter meiner Lektüre hingeben.

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Mittwoch, 2. April 2014
Arne Dahl „Neid“
„Paul Hjelm senkte den Kopf, ihn überkam plötzlich eine unendliche Müdigkeit […] wegen all dieser Machenschaften in Europa. Verbrechen, Betrügereien, gekaufte Loyalitäten. Diese Gier. Dieser Neid. Auf den Reichtum der Anderen.“ (Zitat Seite 294)

Das ist das zentrale Thema in Arne Dahl’s neuem Krimi.
Paul Hjelm ist der Chef einer neu gegründeten europaweiten Ermittlergruppe: der Opcop-Gruppe. Während er mit seiner Lebensgefährtin Kerstin Holm, ebenfalls Ermittlerin, auf einer Europol Konferenz in Den Haag weilt, laufen andernorts Untersuchungen gegen organisiertes Verbrechen der osteuropäischen Bettlermafia. Diese kauft und verkauft Behinderte, meist Roma, um sie in westlichen Städten Geld erbetteln zu lassen. Das Opcop-Team, europäisch multikulturell besetzt, ist den Drahtziehern auf der Spur. Ausgeklügelte Abhöraktionen laufen an mehreren Stellen.

Fast gleichzeitig wird einer dieser Bettler Zeuge eines Mordes an einem Wissenschaftler mitten auf Stockholms Straßen. Als Augenzeuge kann man ihn nicht betrachten, denn er ist von Geburt an blind; seine übrigen Sinne umso mehr geschärft. Doch dieser so wichtige Zeuge verschwindet spurlos. Wie sich bald herausstellt, forschte der Ermordete im Geheimen im Auftrag der EU Kommissarin Barriere, die demnächst einen neuen zukunftsweisenden Gesetzesentwurf auf den Weg bringen will. Eben diese Politikerin speist gerade beim Bankett in Den Haag zufällig neben Paul Hjelm, woraus sich Überschneidungen zu weiteren Fällen herauskristallisieren. Bis zur erwarteten „Sommerrede“ Barriere’s vor der europäischen Kommission spitzt sich die Lage zu.

Arne Dahl enttäuscht ein weiteres Mal seine Leser nicht. Rasant, schnell und spannend, einem Action Film gleich, lässt er europaweit die „Puppen tanzen“. Detailgetreu und mit viel Gespür für die Charaktere seiner Figuren zeichnet der Autor ein Gesamtbild der großen Europapolitik. In einem Zeitraum von nur wenigen Wochen lässt Arne Dahl seine Ermittler an den verschiedenen Orten agieren. Er springt zwischen den Schauplätzen hin und her und erreicht damit ein atemberaubendes Tempo. Wem das alles zu kompliziert erscheint, der sei beruhigt. Der Autor nimmt den Leser an die Hand und führt ihn. Auch zwischenmenschliche Beziehungen bleiben bei seiner Erzählweise nicht auf der Strecke.

„Neid“ ist bereits der dritte Teil, von vier, um die Opcop-Gruppe, die aus einem Kriminalisten-Team der Stockholmer Polizei entstanden ist. Diese agierten in den vorherigen Romanen Arne Dahls. Auch diese immer brisant und nah am aktuellen politischen Geschehen.


Davon will ich mehr !

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Mittwoch, 26. März 2014
Zum 100. Todestag des Lyrikers Christian Morgenstern
Ende des Monats jährt sich der Tod Christian Morgensterns zum hundertsten Mal. Der deutsche Dichter, Schriftsteller und Übersetzer wurde 1871 in München geboren. Schon früh war Morgenstern für verschiedene Zeitschriften tätig und wurde bald Übersetzer und Lektor beim Buchverlag S.Fischer und später beim bekannten Piper Verlag. Zeitlebens litt der Dichter an einer Lungenerkrankung, die ihn allerdings von den zahlreichen Reisen, bei denen er verschiedene Sprachen studierte, nicht abhielt. Bekannt wurde er vor allem durch seine „komische Lyrik“. Das sind Werke und Gedichte, die ein humoristisches Spiel mit Worten erkennen lassen. Diese Tradition wurde von vielen namhaften Dichtern wie etwa Joachim Ringelnatz, Wilhelm Busch, Heinrich Heine, Heinz Erhard und später Robert Gernhardt fortgesetzt.

Aber ernst konnte Morgenstern auch. So hat er eine große Anzahl ernsthaftere und tiefschürfende Gedichte verfasst, die in viele Sprachen übersetzt sind. Auch Komponisten haben sich seiner Texte bedient und sie erfolgreich vertont. Er starb am 31.März 1914.
(Quellen wikipedia und u.a. links)

Bei meiner Recherche zu Christian Morgenstern habe ich zahlreiche seiner Gedichte gelesen; sie sind mir aber eher fremd geblieben. Auch seinen viel zitierten Humor konnte ich nicht überall nachvollziehen und muss ihm ein Lob seines „heiteren“ Schaffens leider schuldig bleiben. Da sind mir Ringelnatz, Busch und Gernhardt doch lieber!



Der Gingganz

Ein Stiefel wandern und sein Knecht
von Knickebühl gen Entenbrecht.
Urplötzlich auf dem Felde drauß
begehrt der Stiefel: Zieh mich aus!
Der Knecht drauf: Es ist nicht an dem;
doch sagt mir, lieber Herre, -- : wem?
Dem Stiefel gibt es einen Ruck:
Fürwahr, beim heiligen Nepomuk,
ich GING GANZ in Gedanken hin . . .
Du weißt, daß ich ein andrer bin,
seitdem ich meinen Herrn verlor. . .
Der Knecht wirft beide Arm' empor,
als wollt' er sagen: Laß doch, laß!
Und weiter zieht das Paar fürbaß.

(Christian Morgenstern aus „Galgenlieder“)


http://www.galgenlieder.com
http://www.christian-morgenstern.de/ (digitales Morgenstern-Archiv)

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Mittwoch, 19. März 2014
Elanor Dymott „Bevor sie mich liebte“
Bevor Rachel ihn liebte war sie eine Andere. Das muss Alexander erfahren, nachdem seine geliebte Frau auf tragische Weise ums Leben kam. Während eines Ehemaligentreffens an der Universität Oxford wurde sie ermordet. Jetzt, ein halbes Jahr später, reist Alex nochmals an den Ort, an dem er seine Rachel vor vielen Jahren kennen und lieben gelernt hat und an dem er sie für immer verloren hat. Weil die Polizei zwar ermittelt, aber bisher noch zu keinem Ergebnis gekommen ist, versucht der trauernde Ehemann mehr über die zurückliegenden Vorkommnisse zu erfahren. Harry, der damaliger Tutor während des Studiums hatte ihn eingeladen, um ihm „Unterlagen“ von Rachel zu übergeben. Bei diesen Treffen, die während Alex' Oxfordaufenthalt täglich stattfinden, weiß Harry eine Geschichte zu erzählen, von der Alex nichts im Entferntesten ahnte, und was ihn jetzt zutiefst erschüttert. Was er hier hört und erfährt hat nicht viel mit dem Bild seiner lieben Ehefrau zu tun, das er kannte.

Um sich aber ein ganzes Bild der Geschehnisse machen zu können, muss Alex viele Puzzleteile zusammensetzen. Die bestehen aus Aussagen von Harry, der Patentante der Verstorbenen, den Unterlagen, die er im Schreibtisch findet und den Angaben Rachels damaliger bester Freunde Anthony und Cissy. Diese wurden nach einem Vorfall von der Uni verwiesen. Das meiste erfährt der Ich-Erzähler Alex aus zweiter oder dritter Hand.

Die Vorkommnisse in diesem Roman wären in hundert Seiten erzählt, hielte die Autorin den Leser nicht auf fragwürdige Weise hin. Erst nach der Hälfte des Buches beginnt die Geschichte um Rachel; die Seiten davor sind gefüllt mit Spekulationen und Vermutungen Alex‘. Seine Ausführungen gleichen mehr einem Bericht, denn einer Erzählung, der Text, nur durch wenige Dialoge unterbrochen, einer Bestandsaufnahme.

Der Leser bleibt auf Abstand. Auch er kann sich nur auf Aussagen anderer stützen, von denen er nicht weiß, wie weit sie der Wahrheit entsprechen. Jeder der Beteiligten redet über den anderen, glaubt zu gewusst zu haben, was im Nächsten vor sich ging. So entsteht eine Menge Hören-Sagen, ohne einer Wirklichkeit näherzukommen. Wessen Aussage ist zu trauen, wie viel ist sie wert? Der Leser wird für meinen Geschmack zu wenig mit Fakten, die zum näheren Verständnis führen, denn mit gegenstandslosen Kleinigkeiten versorgt; aber die dann im Detail.

In diesem Krimi, wenn man ihn denn so nennen will, geht es nicht eigentlich um die Suche des Mörders, sondern um ein Psychogramm der Figuren. Der Spannungsbogen wurde allerdings so weit gedehnt, dass ungeduldigen Lesern schnell die Neugierde aufs Ende abhanden kommt. Aber das ist Elanor Dymott’s erster Roman; es kann also nur besser werden.

Gute Idee, schlecht umgesetzt!

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Donnerstag, 13. März 2014
Buchmesse Leipzig 2014
Wie in jedem Jahr im März läutet die Buchmesse in Leipzig den literarischen Frühling ein. Sie hat heute Morgen die Tore für Besucher geöffnet und endet am Sonntag. Nach Frankfurt am Main ist die Buchmesse in Leipzig das zweitgrößte Lesefest in Deutschland und ebenso international gefragt. Leider geht sie oft neben ihrer großen Schwester in der Mainmetropole etwas unter. Also Anlass für mich auch die Messe in Sachsen hier zu erwähnen.

Ich bin bisher immer nur Besucher in Frankfurt gewesen, kann mir aber vorstellen, dass man sich in Leipzig keinesfalls verstecken muss. Mit über 200 Ausstellern kommen sicherlich eine Menge Bücher zusammen. Aber letztendlich macht es nicht die Masse, sondern die Atmosphäre. Und die wird in Leipzig die Gleiche sein. Wo sich Lesebegeisterte, Verlage und Autoren treffen, spielen Aussteller- bzw. Besucherzahlen meiner Meinung nach eine untergeordnete Rolle.

Gastland ist dieses Jahr die Schweiz, die mit überaus guten und anspruchsvollen Verlagen aufwarten kann. Sie hat viele Projekte und Auftritte auch über die Zeit der Messe hinweg geplant.
Mit dem „Preis der Leipziger Buchmesse“ für deutschsprachige Neuerscheinungen sowie der „Leipziger Buchpreis zur europäischen Verständigung“ werden noch heute Nachmittag Autoren ausgezeichnet werden. Unter die Nominierten hat sich auch ein echter Frankfurter gemischt: Martin Mosebach mit seinem neuen Roman „Das Blutbuchenfest“.

Also ich drücke von hier aus schon mal die Daumen!

http://www.leipziger-buchmesse.de
http://www.auftritt-schweiz.ch/de/

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Donnerstag, 27. Februar 2014
Drüber nachgedacht: Wohin mit den gelesenen Büchern?
Es gibt natürlich viele Möglichkeiten der Umgangsweise mit gelesenen Büchern: Sie einfach in die Mülltonne werfen, das wird ja wohl keiner tun, so hoffe ich zumindest. In der heutigen Zeit, in der der ökologische und ökonomische Gedanke an vorderster Stelle stehen sollte, ist es ratsam, sich mit diesem Thema auseinander zu setzen.

1. Ich habe die Möglichkeit, den von mir nicht mehr benötigten Lesestoff an Bekannte, Nachbarn, Kollegen oder Freunde weiterzugeben. Damit mache ich anderen bestimmt eine Freude.

2. Ich kann die Bücher aber auch in die lokale Bibliothek bringen. In den meisten Ortschaften veranstalten diese, weil finanziell oft nur spärlich von der Stadt unterstützt, mehrmals im Jahr einen Bücherflohmarkt, um sich vom Erlös mit Neuerscheinungen einzudecken. Davon profitieren vor allem Kinder und Erwachsene, um allerlei lesen zu können ohne ein Buch gleich kaufen zu müssen.

3. Bücher-Spenden kann man zum Beispiel auch bei gemeinnützigen Vereinen wie den zahlreichen Kinderhilfswerken (Beispiel PLAN). Auch die ortsansässigen „Aktionsgruppen“ veranstalten Flohmärkte, um ein bestimmtes Projekt in der der dritten Welt zu unterstützen.

4. Was ich auch für eine gute Sache halte, sind „offene Bücherschränke“. Die gibt es mittlerweile in jeder Stadt, teilweise mehrfach. Wie hier in Frankfurt. Dort kann man rund um die Uhr kostenfrei Bücher hineinlegen und herausnehmen. Eine schöne Geste ist es ebenfalls, ein gelesenes Buch einfach auf einer Parkbank zu hinterlegen. In all diesen Fällen sollte es sich selbstredend nicht um verschmutzte oder beschädigte Exemplare handeln. Entsprechende Listen der Bücherschränke (hier am Beispiel Frankfurt):
https://www.frankfurt.de/sixcms/detail.php?id=2778&_ffmpar%5B_id_inhalt%5D=16836597
http://de.wikipedia.org/wiki/Liste_%C3%B6ffentlicher_B%C3%BCcherschr%C3%A4nke

5. Viele Leser nutzen heute ebook-reader, auf die man dann das entsprechende Lesematerial laden kann. Damit erübrigt sich die Frage, wohin mit dem Gelesenen: Datei löschen, fertig.

6. Ich kann die Bücher auch wieder verkaufen, z.B. bei ebay, rebuy oder momox. Letzteres lohnt sich allerdings nur in großen Mengen. Auf dem Online-Portal der Firma gibt man die entsprechende ISBN-Nummer des Buches ein (funktioniert auch mit CDs oder DVDs) und enthält nach kurzer Zeit ein Angebot dessen, was man dafür bekommt. Meistens sind es aber nur Cent-Beträge. Auch die Versandkosten werden übernommen. Will man größere Lager entleeren, ist das ein guter Weg.

7. Und da gibt es ja auch noch die Spezies „Sammler“; Menschen, die sich jedes Buch ins Regal stellen und erst wenn dieses aus allen Nähten platzt, wird aufgeräumt.

Ohne jetzt auszuplaudern, wie ich das handhabe, gelobe ich auf jeden Fall Besserung zugunsten der Umwelt, meines Staubwedels und dem Fassungsvermögen meines Regals ;-))

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