Samstag, 17. März 2018
Madame Nielsen „Der endlose Sommer“
In dem einsam gelegenen Gutshaus in Dänemark lebt eine fünfköpfige Familie. Ein Ehepaar, das sich offensichtlich nicht mehr viel zu sagen hat, die gemeinsamen Söhne, beide noch sehr klein und die jugendliche Tochter der Mutter aus einer früheren Beziehung. Die Tage schleppen sich so dahin, haben ihren eigenen Rhythmus. Der Vater geht morgens zur Jagd, um abends ohne Beute heimzukehren, die Mutter bringt die Kleinen zum Hort und genießt es mit ihrem Pferd durch die Felder zu reiten. Die Tochter verbringt die Stunden nach der Schule mit ihrem Freund, der schon bald ein Teil der Familie ist. Abends wird gemeinsam gegessen.

Nach und nach finden sich zwei junge Männer aus Portugal und ein weiterer Junge aus Dänemark in die kleine Gutsgesellschaft ein. Genau hier beginnt „Der endlose Sommer“, der bis weit über den Winter hinweg andauern wird. Die Autorin und Künstlerin spricht hier weniger von einer Jahreszeit, denn einer Zeitspanne, in der die Zeit stehen bleibt und sämtliche Regeln und Grundsätze des Miteinanders in Begriff sind umzustürzen. Die Mutter verliebt sich in den viel jüngeren portugiesischen Maler und beginnt bald eine leidenschaftliche Affäre. Der Stiefvater verschwindet und die Tochter, die eigentlich im Mittelpunkt für die jungen Männer stehen sollte, fühlt sich unbeachtet und reagiert eifersüchtig auf ihre eigene Mutter, die doch so viel schöner ist als sie selbst. Alles scheint im besagten „Sommer“ Kopf zu stehen.

Erzählt wird dieser Roman überaus kunstvoll. Man könnte den Text mit einem Gemälde vergleichen, auf dem die Farben verschwimmen, Konturen undeutlich bleiben und man länger hinschauen muss, um das Eigentliche darin zu erkennen. So endlos wie der Sommer sind Madame Nielsens Sätze. Oft gehen sie über Seiten hinweg, ohne Punkt und ohne scheinbar einen Sinn zu ergeben. Sie bestehen aus Einschüben, näheren Erklärungen, schnell noch Erinnertes oder zwischendurch Erwähntes und blieben für mich oft unverstanden. Das beinahe atemlose Erzählen hat mich rasch zermürbt. Auch hat es eine ganze Weile gedauert, bis ich mich in die doch spezielle Art der Sprache eingelesen hatte. Anhand der vielen „Vielleichts“ und „Oders“ ist nie wirklich klar, ob „der endlose Sommer“ sich genau so zugetragen hat. Am Ende, ich muss es gestehen, ist zu meinem Erstaunen eine schlüssige Geschichte sichtbar geworden. Oder vielleicht auch nicht? ;-)

Wenn auch auf eine gewisse Weise faszinierend, war dieses Buch nicht wirklich etwas für mich. Mag sein, dass mir hier doch die künstlerische Ader fehlt. Ich kann nur jedem raten, vor der Lektüre eine Leseprobe vorzunehmen.


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