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Donnerstag, 2. März 2017
Delphine de Vigan „Nach einer wahren Geschichte“ Hörbuch
liva, 12:37h
gelesen von Martina Gedeck
Delphine de Vigan lässt ihre Protagonistin, augenscheinlich sie selbst, denn sie trägt ihren Namen, ihre Geschichte erzählen.
Auf einer Feier anlässlich der Pariser Buchmesse trifft die erfolgreiche, etwas menschenscheue Autorin Delphine die attraktive, exzentrische L . Schnell freunden sich die beiden Frauen an und entdecken bald viele Ähnlichkeiten, die nicht auf den ersten Blick zu erwarten waren. Weil Delphine gerade in einer Schaffenskrise steckt, nimmt sie gern den Rat ihrer neuen Freundin an. Denn L weiß wovon sie redet, ist sie doch selbst als Ghostwriter tätig.
Von nun an treffen sie sich regelmäßig, führen lange Gespräche, gehen gemeinsam aus und nähern sich schnell an. Doch L wirkt zunehmend aufgebracht während ihrer Diskussionen und verstrickt sich in lange Monologe über den Sinn des Schreibens und der wachsenden Verantwortung des Autors gegenüber seiner Leser. Immer öfter steigert sie sich derart in ihre Reden, scheint mehr und mehr aggressiv, so dass Delphin sich kaum mehr traut, ihrer Freundin zu widersprechen. Auch Delphines persönliche Situation gerät aus den Fugen; ein Teufelskreis aus Verunsicherung und Pflichtgefühl etwas leisten zu müssen führt bald zum Eklat. Und plötzlich ist Delphine nicht mehr in der Lage, ihren Computer zu öffnen oder einen Stift zu halten und verliert vollkommen die Fähigkeit, etwas aufzuschreiben. Gott sei Dank ist L ihr eine große Hilfe und übernimmt für sie sämtliche schriftlichen Angelegenheiten, beruflich wie privat. Fast unmerklich, zögernd, spitzt sich die Situation der beiden Frauen zu. Ganz subtil schleicht sich L in das Leben der Autorin und bringt sie in eine Abhängigkeit, aus der Delphine nicht entfliehen kann. Gibt ihr aber gleichzeitig das Gefühl, sie habe die Situation selbst im Griff. Später zieht L sogar bei ihr ein und langsam lassen sich auch äußere Ähnlichkeiten der beiden Frauen entdecken. Oder bildet sich Delphine alles nur ein?
Psychologisch gut durchdacht und geschickt laviert Delphine de Vigan den Leser durch eine äußerst spannende und verwirrende Geschichte einer Frauenfreundschaft. Die langen Monologe, mal psychologisch, mal philosophisch, stecken voller interessanter Gedankengänge und tiefgründigen zwischenmenschlichen Interaktionen. Vigan schreibt ein Buch über das Schreiben und wirft mit diesem Roman die immer währende Frage auf, wie viel Fiktion steckt in der Wahrheit und wie viel Wahrheit in der Fiktion.
Ein sich langsam entwickelndes ungutes Gefühl scheint sich beim Hören von hinten einzuschleichen und ist geradezu greifbar. Wer als Leser seinen Geist beruhigen möchte, abschalten, nicht nachdenken, der ist mit diesem Buch falsch beraten. Ganz im Gegenteil, die Geschichte regt an zum Nachdenken, sie fordert geradezu dazu auf, drängt sich auf. Sie hat mich von Anfang an gepackt und mich nicht losgelassen weit über das Ende hinaus. Nach meinem Ermessen ist der Autorin hier ein wahrer Geniestreich gelungen.
Martina Gedeck gibt dem Ganzen eine fast mystische, beängstigende und dunkle Atmosphäre durch ihr überaus deutliches langsames Vorlesen, als wolle sie dem Zuhörer jedes einzelne Wort zu Füßen legen. Ich kann natürlich nicht sagen, ob es als gelesenes Buch den gleichen Sog entwickelt hätte.
Besser und spannender geht‘s nicht!
*
Delphine de Vigan lässt ihre Protagonistin, augenscheinlich sie selbst, denn sie trägt ihren Namen, ihre Geschichte erzählen.
Auf einer Feier anlässlich der Pariser Buchmesse trifft die erfolgreiche, etwas menschenscheue Autorin Delphine die attraktive, exzentrische L . Schnell freunden sich die beiden Frauen an und entdecken bald viele Ähnlichkeiten, die nicht auf den ersten Blick zu erwarten waren. Weil Delphine gerade in einer Schaffenskrise steckt, nimmt sie gern den Rat ihrer neuen Freundin an. Denn L weiß wovon sie redet, ist sie doch selbst als Ghostwriter tätig.
Von nun an treffen sie sich regelmäßig, führen lange Gespräche, gehen gemeinsam aus und nähern sich schnell an. Doch L wirkt zunehmend aufgebracht während ihrer Diskussionen und verstrickt sich in lange Monologe über den Sinn des Schreibens und der wachsenden Verantwortung des Autors gegenüber seiner Leser. Immer öfter steigert sie sich derart in ihre Reden, scheint mehr und mehr aggressiv, so dass Delphin sich kaum mehr traut, ihrer Freundin zu widersprechen. Auch Delphines persönliche Situation gerät aus den Fugen; ein Teufelskreis aus Verunsicherung und Pflichtgefühl etwas leisten zu müssen führt bald zum Eklat. Und plötzlich ist Delphine nicht mehr in der Lage, ihren Computer zu öffnen oder einen Stift zu halten und verliert vollkommen die Fähigkeit, etwas aufzuschreiben. Gott sei Dank ist L ihr eine große Hilfe und übernimmt für sie sämtliche schriftlichen Angelegenheiten, beruflich wie privat. Fast unmerklich, zögernd, spitzt sich die Situation der beiden Frauen zu. Ganz subtil schleicht sich L in das Leben der Autorin und bringt sie in eine Abhängigkeit, aus der Delphine nicht entfliehen kann. Gibt ihr aber gleichzeitig das Gefühl, sie habe die Situation selbst im Griff. Später zieht L sogar bei ihr ein und langsam lassen sich auch äußere Ähnlichkeiten der beiden Frauen entdecken. Oder bildet sich Delphine alles nur ein?
Psychologisch gut durchdacht und geschickt laviert Delphine de Vigan den Leser durch eine äußerst spannende und verwirrende Geschichte einer Frauenfreundschaft. Die langen Monologe, mal psychologisch, mal philosophisch, stecken voller interessanter Gedankengänge und tiefgründigen zwischenmenschlichen Interaktionen. Vigan schreibt ein Buch über das Schreiben und wirft mit diesem Roman die immer währende Frage auf, wie viel Fiktion steckt in der Wahrheit und wie viel Wahrheit in der Fiktion.
Ein sich langsam entwickelndes ungutes Gefühl scheint sich beim Hören von hinten einzuschleichen und ist geradezu greifbar. Wer als Leser seinen Geist beruhigen möchte, abschalten, nicht nachdenken, der ist mit diesem Buch falsch beraten. Ganz im Gegenteil, die Geschichte regt an zum Nachdenken, sie fordert geradezu dazu auf, drängt sich auf. Sie hat mich von Anfang an gepackt und mich nicht losgelassen weit über das Ende hinaus. Nach meinem Ermessen ist der Autorin hier ein wahrer Geniestreich gelungen.
Martina Gedeck gibt dem Ganzen eine fast mystische, beängstigende und dunkle Atmosphäre durch ihr überaus deutliches langsames Vorlesen, als wolle sie dem Zuhörer jedes einzelne Wort zu Füßen legen. Ich kann natürlich nicht sagen, ob es als gelesenes Buch den gleichen Sog entwickelt hätte.
Besser und spannender geht‘s nicht!
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