Mittwoch, 14. Mai 2014
Graeme Simsion „Das Rosie Projekt“
gelesen von Robert Stadlober

Don Tilman, der ich Erzähler in diesem heiteren Roman, ist Genetiker und Universitätsprofessor in Australien. Sein Umfeld empfindet ihn als merkwürdig und eigenartig. Und tatsächlich verhält sich Don nicht normal im eigentlichen Sinne, denn er hat das Asperger Syndrom, eine leichte Form des Autismus. Das führt dazu, dass er Gefühle nicht nur nicht empfinden kann, sondern auch bei anderen nicht deuten kann, also vollkommen emotions- und empathielos ist. Außerdem fällt es Don schwer mit Ironie und Humor umzugehen. Sein Leben funktioniert lediglich nach einem bestimmten Schema. Und so hat sich der Vierzigjährige in seinem Leben gut eingerichtet. Jeder Schritt und jede Handlung sind minutiös geplant. Ein Tag verläuft wie der andere. Ein guter Tag ist einer, an dem er in seinem strikten Vorhaben nicht gestört wird. Aber eines fehlt in seinem Leben: eine Frau. Und weil Don die Formen der sozialen Interaktion so gar nicht beherrscht, entwirft er einen mehrseitigen Fragebogen für potentielle Bewerberinnen. Wer ihm am ähnlichsten ist und so die meisten Punkte aufweist, so denkt er, wird die richtige sein. Wissenschaftlich und strukturiert geht er an diese Sache heran und nennt sie sein Ehefrauen-Projekt.

Als plötzlich Rosie in sein Leben schlittert und ihn um Hilfe bei der Suche nach ihrem Vater bittet stellt er sein eigenes Projekt zunächst in den Hintergrund und widmet sich ganz dem Vaterschafts-Projekt. Obwohl Rosie als rauchende Vegetarierin, völlig chaotisch, unordentlich und strukturlos, nicht als Partnerin in Betracht kommt wird Don allmählich klar, dass es für ihn nur noch ein Projekt gibt: das Rosie-Projekt.

Dieser Roman von Graeme Simsion ist keineswegs hohe Literatur, aber ungemein unterhaltsam und kurzweilig. Auf liebvolle Art nimmt er den Leser mit in die Gedankenwelt eines Asperger Patienten. Die pragmatische Art des Protagonisten reicht von nerv tötend bis witzig, von mitleiderregend bis liebenswürdig. Stadlobers schnelle, deutliche Ausdrucksweise macht dieses Hörbuch zum Erlebnis.

Ein starkes Plädoyer fürs Anderssein!

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