Mittwoch, 9. April 2014
Drüber nachgedacht: Das Kriminelle am Krimi
Wie man hier im Blog nur unschwer erkennt, bin ich dem Genre „Kriminalroman“ so ganz und gar nicht abgeneigt. Und folglich mit Leichen, Mord und Totschlag, Blut, Gewaltverbrechen und Mördern auf Du und Du. Wenn ich so darüber nachdenke, ist das schon ganz schön verrückt. Dass man dem Ganzen so cool und fast schon emotionslos gegenübersteht und sich einen Krimi nach dem anderen antut. Da erschrecke ich schon mal vor mir selbst. Man könnte gar meinen, es habe eine gewisse Abstumpfung dem Leid und den Menschen gegenüber stattgefunden.

Aber dem ist nicht so, denn als ich letzte Woche einen Film über den verstorbenen amerikanischen Autor Truman Capote gesehen habe, erinnerte ich mich an einen Krimi von ihm, den ich vor einigen Jahren in die Hände bekam: „Kaltblütig“. Der Unterschied allerdings zum herkömmlichen Kriminalroman besteht darin, dass das dort beschriebene Verbrechen wirklich stattgefunden hat. Und zwar in Kansas 1959.. Es geht darin um die heimtückische Ermordung einer Farmerfamilie und die anschließende Verurteilung der Täter. Dokumentarisch beschreibt der Autor die Tat, den Prozess, die Verurteilung und den Umgang der Medien und der Menschen mit diesem Verbrechen. Truman Capote nannte sein 1965 erschienenes Buch „Tatsachenroman“. Der Film zeigte, dass Capote derart fasziniert war von dieser Geschichte, vom grausamen Mord gleichermaßen wie vom Werdegang der Verbrecher, dass er selbst fast emotional daran zerbrochen wäre.

Und auch an mir ging dieser etwas andere Krimi nicht spurlos vorüber. Von der ersten Seite an beschlich mich ein ungutes, erschütterndes Gefühl und hat mich bis zum Ende nicht verlassen. Hier war ich geschockt von so viel Grausamkeit und unsinnigem Tot; hier hat mich die Beschreibung von vier Leichen mitnichten kaltgelassen.

Und alleine diese Tatsache hat mir gezeigt, dass mein moralisches Empfinden und meine Menschlichkeit doch noch nicht ganz verloren sind. Mein Unterbewusstsein scheint noch zwischen Fiktion und Wirklichkeit unterscheiden zu können. Also kann ich mich jetzt zurücklehnen, froh, doch mal DRÜBER NACHGEDACHT… zu haben und mich weiter meiner Lektüre hingeben.

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