Mittwoch, 2. April 2014
Arne Dahl „Neid“
„Paul Hjelm senkte den Kopf, ihn überkam plötzlich eine unendliche Müdigkeit […] wegen all dieser Machenschaften in Europa. Verbrechen, Betrügereien, gekaufte Loyalitäten. Diese Gier. Dieser Neid. Auf den Reichtum der Anderen.“ (Zitat Seite 294)

Das ist das zentrale Thema in Arne Dahl’s neuem Krimi.
Paul Hjelm ist der Chef einer neu gegründeten europaweiten Ermittlergruppe: der Opcop-Gruppe. Während er mit seiner Lebensgefährtin Kerstin Holm, ebenfalls Ermittlerin, auf einer Europol Konferenz in Den Haag weilt, laufen andernorts Untersuchungen gegen organisiertes Verbrechen der osteuropäischen Bettlermafia. Diese kauft und verkauft Behinderte, meist Roma, um sie in westlichen Städten Geld erbetteln zu lassen. Das Opcop-Team, europäisch multikulturell besetzt, ist den Drahtziehern auf der Spur. Ausgeklügelte Abhöraktionen laufen an mehreren Stellen.

Fast gleichzeitig wird einer dieser Bettler Zeuge eines Mordes an einem Wissenschaftler mitten auf Stockholms Straßen. Als Augenzeuge kann man ihn nicht betrachten, denn er ist von Geburt an blind; seine übrigen Sinne umso mehr geschärft. Doch dieser so wichtige Zeuge verschwindet spurlos. Wie sich bald herausstellt, forschte der Ermordete im Geheimen im Auftrag der EU Kommissarin Barriere, die demnächst einen neuen zukunftsweisenden Gesetzesentwurf auf den Weg bringen will. Eben diese Politikerin speist gerade beim Bankett in Den Haag zufällig neben Paul Hjelm, woraus sich Überschneidungen zu weiteren Fällen herauskristallisieren. Bis zur erwarteten „Sommerrede“ Barriere’s vor der europäischen Kommission spitzt sich die Lage zu.

Arne Dahl enttäuscht ein weiteres Mal seine Leser nicht. Rasant, schnell und spannend, einem Action Film gleich, lässt er europaweit die „Puppen tanzen“. Detailgetreu und mit viel Gespür für die Charaktere seiner Figuren zeichnet der Autor ein Gesamtbild der großen Europapolitik. In einem Zeitraum von nur wenigen Wochen lässt Arne Dahl seine Ermittler an den verschiedenen Orten agieren. Er springt zwischen den Schauplätzen hin und her und erreicht damit ein atemberaubendes Tempo. Wem das alles zu kompliziert erscheint, der sei beruhigt. Der Autor nimmt den Leser an die Hand und führt ihn. Auch zwischenmenschliche Beziehungen bleiben bei seiner Erzählweise nicht auf der Strecke.

„Neid“ ist bereits der dritte Teil, von vier, um die Opcop-Gruppe, die aus einem Kriminalisten-Team der Stockholmer Polizei entstanden ist. Diese agierten in den vorherigen Romanen Arne Dahls. Auch diese immer brisant und nah am aktuellen politischen Geschehen.


Davon will ich mehr !

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