Freitag, 21. Juli 2017
Lily King „Euphoria“
liva, 18:23h
Anfang der 1930 er Jahre: noch immer sind westliche Kolonialisten unterwegs, um sich unerschlossene Gebiete in der Südsee untereinander aufzuteilen. Papua Neuguinea ist ein beliebtes Ziel für einige von ihnen. Und genau hier siedelt die Autorin Lily King ihre Geschichte an, die zu einem kleinen Teil an die Biografie der amerikanischen Ethnologin Margaret Mead angelehnt ist.
Im Roman ist die Wissenschaftlerin Nell Stone mit ihrem Ehemann Fen auf der Suche nach einem weiteren Volk, dessen Kultur und Lebensweise sie zu erforschen gedenken. Behilflich dabei ist ihnen der Anthropologe Andrew Bankson aus England, der sich bereits vor Monaten in einem kleinen Dorf in Papua-Neuguinea niedergelassen hat. Eher halbherzig widmete er sich bisher seinen Studien, begann sich mehr und mehr einsam zu fühlen und steuerte schon einmal auf einen Suizid zu. Den Veränderungen, die mit dem enthusiastischen Ehepaar auf ihn zuzukommen scheinen, sieht er freudig entgegen.
Schon nach kurzer Zeit und vielen intensiven Gesprächen über ihre Forschungen entspinnt sich eine tiefe Freundschaft zwischen den Ethnologen, die für den einen oder anderen auch Liebe entflammen lässt. Während Fen sich in der intensiven Arbeit mit den männlichen Stammesbewohnern zu verstricken droht, kommen sich Nell und Andrew über das Beobachten von Frauen und Kindern näher.
Vor dem Hintergrund der späten Kolonialzeit erzählt Lily King nicht nur eine Liebesgeschichte, sondern zeigt auch auf, in welcher Weise die westlichen Länder in dieser Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg in fremde Kulturen eingegriffen haben, Ureinwohnern ihre Heimat und Existenzgrundlage entrissen haben. Das erzählt sie so einfühlsam und poetisch, dass, kaum ist man in diese fremde Welt eingetaucht, man nicht so schnell herausfindet.
„Nachts schien es mir zuweilen, als würde mein Boot nicht von seinem Motor angetrieben, sondern Boot wie auch Motor würden vom Fluss selbst gezogen und die Kräusel in meinem Kielwasser wären nur etwas Gemaltes, Teil eines mitreisenden Bühnenbilds.“ (Zitat Seite 43)
Wie in diesem Zitat beschrieben, fließt auch King‘s Sprache. Etliche Male dachte ich mir beim Lesen “diesen einen Satz noch“, oder „diesen einen Abschnitt noch“ und immer wurden es mehr, nicht imstande diesen Fluss zu unterbrechen. Die Perspektiven werden gewechselt und somit die Sichtweisen der einzelnen Protagonisten, was dem Roman eine zusätzlichen Anziehungskraft verleiht.
Dieses Buch ist mit Abstand das Beste, was ich in diesem Jahr bisher gelesen habe und ich war traurig, als die Geschichte zu Ende erzählt war. In meinem Kopf allerdings wird sie noch eine Weile Bestand haben; da bin ich mir sicher!
*
Im Roman ist die Wissenschaftlerin Nell Stone mit ihrem Ehemann Fen auf der Suche nach einem weiteren Volk, dessen Kultur und Lebensweise sie zu erforschen gedenken. Behilflich dabei ist ihnen der Anthropologe Andrew Bankson aus England, der sich bereits vor Monaten in einem kleinen Dorf in Papua-Neuguinea niedergelassen hat. Eher halbherzig widmete er sich bisher seinen Studien, begann sich mehr und mehr einsam zu fühlen und steuerte schon einmal auf einen Suizid zu. Den Veränderungen, die mit dem enthusiastischen Ehepaar auf ihn zuzukommen scheinen, sieht er freudig entgegen.
Schon nach kurzer Zeit und vielen intensiven Gesprächen über ihre Forschungen entspinnt sich eine tiefe Freundschaft zwischen den Ethnologen, die für den einen oder anderen auch Liebe entflammen lässt. Während Fen sich in der intensiven Arbeit mit den männlichen Stammesbewohnern zu verstricken droht, kommen sich Nell und Andrew über das Beobachten von Frauen und Kindern näher.
Vor dem Hintergrund der späten Kolonialzeit erzählt Lily King nicht nur eine Liebesgeschichte, sondern zeigt auch auf, in welcher Weise die westlichen Länder in dieser Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg in fremde Kulturen eingegriffen haben, Ureinwohnern ihre Heimat und Existenzgrundlage entrissen haben. Das erzählt sie so einfühlsam und poetisch, dass, kaum ist man in diese fremde Welt eingetaucht, man nicht so schnell herausfindet.
„Nachts schien es mir zuweilen, als würde mein Boot nicht von seinem Motor angetrieben, sondern Boot wie auch Motor würden vom Fluss selbst gezogen und die Kräusel in meinem Kielwasser wären nur etwas Gemaltes, Teil eines mitreisenden Bühnenbilds.“ (Zitat Seite 43)
Wie in diesem Zitat beschrieben, fließt auch King‘s Sprache. Etliche Male dachte ich mir beim Lesen “diesen einen Satz noch“, oder „diesen einen Abschnitt noch“ und immer wurden es mehr, nicht imstande diesen Fluss zu unterbrechen. Die Perspektiven werden gewechselt und somit die Sichtweisen der einzelnen Protagonisten, was dem Roman eine zusätzlichen Anziehungskraft verleiht.
Dieses Buch ist mit Abstand das Beste, was ich in diesem Jahr bisher gelesen habe und ich war traurig, als die Geschichte zu Ende erzählt war. In meinem Kopf allerdings wird sie noch eine Weile Bestand haben; da bin ich mir sicher!
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