Sonntag, 18. Juni 2017
Alice Adams „Als wir unbesiegbar waren“
Die Zeit, in der die vier Freunde Eva, Benedict, Sylvie und Lucien unbesiegbar waren, ist lange vorbei. Damals aber haben sie sich so gefühlt. Oft saßen sie beisammen, philosophierten über das Leben und hatten Spaß; schienen unzertrennlich. Da wollten sie sich noch nicht vorstellen, dass das Ende ihrer gemeinsamen Studienzeit in Bristol vielleicht auch das Ende ihrer Freundschaft bedeuten könnte. Denn wenn sie sich auch demnächst in alle Winde zerstreuten, würden sie sich immer nah sein, das war ihnen allen klar.

Jeder von ihnen hatte einen Plan, ein Konzept und eine Vorstellung, wie ihr Leben verlaufen sollte. Die Träume und Wünsche für die Zukunft so unterschiedlich, wie die vier Freunde selbst. Und plötzlich war es soweit, jeder ging seinen eigenen Weg, beruflich wie privat, jedes Leben entwickelte sich, Persönlichkeiten formten sich und manches kam anders, als gedacht. Die Gemeinsamkeiten wurden weniger, Besuche seltener und auch das Verständnis für einander schien zu bröckeln. Am Ende steht die Frage, ob die vier Freunde wieder zusammenfinden können oder ob die Zeit sie zu stark verändert hat.

Die Autorin begleitet diese Menschen über einen Zeitraum von 20 Jahren. In unregelmäßigen Abständen, die auch schon mal zwei Jahre betragen können, erzählt sie von den Veränderungen, die bei jedem Einzelnen stattgefunden haben. Erzählt, wie die vier, auch mit Hinblick auf ihre Kindheit und des sozialen Gefüges ihrer Familien, ihre Leben zu meistern versuchten.

Die Figuren in diesem Roman sind mit vielen Klischees behaftet, so dass jede von ihnen in eine eigene Schublade passt. So über die Maßen unterschiedlich, dass ich mich als Leser das eine oder andere Mal gefragt habe, was denn nun diese besondere Freundschaft auszeichnet, um die es in diesem Buch geht. Alles wirkt auf mich sehr konstruiert und aufgesetzt, dass es kaum noch Überschneidungen in den Persönlichkeiten gibt. Auch war es mir nicht wirklich möglich, eine Verbindung zu den Protagonisten aufzubauen, da mir jegliche Beschreibungen zu oberflächlich war. Auch gibt die Autorin, was sehr gewollt und bemüht rüberkommt, jedem der Hauptpersonen eine ordentliche Portion Dramatik mit auf den Lebensweg. Zu dick aufgetragen für meinen Geschmack!

In Sprache und Ausdruck bleibt Alice Adams schlicht und einfach, an manchen Stellen gar zu umgangssprachlich, was natürlich auch an der Übersetzung liegen kann. Die etwas zu langen Ausführungen über das Brokerleben von Eva hätte ich ab und an gerne überblättert, weil es mir weder passend erschien noch sonderlich interessant war.

Für mich wirkte alles in allem extrem ausgedacht und geformt, wenig mitreißend und in sich nicht sehr glaubwürdig und stimmig. Hier hat der Inhalt leider nicht das halten können, was der Klappentext versprochen hat. Eine Spur mehr Tiefe und Lebendigkeit hat dem Ganzen meiner Meinung nach gefehlt.


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