Mittwoch, 30. März 2016
Friedrich Ani “Der namenlose Tag“ Hörbuch
gelesen von Udo Wachtveitl

Vor mehr als 20 Jahren wurde die 17 jährige Esther tot in einem Park aufgefunden. Augenscheinlich hat sie sich an einem der großen Bäume erhängt. Das Leben der Eltern scheint danach zu zerbrechen. Gerüchten zufolge hat es schon lange in der Familie gekriselt.

Jetzt sitzt ihr Vater, mittlerweile Witwer, im Wohnzimmer des Kriminalkommissars a.D. Jakob Franck und bittet ihn um Hilfe. Die Ermittlungen seien damals viel zu schnell eingestellt und der Tod seiner Tochter als Selbstmord hingestellt worden. Ihm jedoch sei klar, dass es sich um Mord handele und er habe auch einen konkreten Verdacht. Franck muss nicht lange in seinen Erinnerungen graben, denn auch ihn hat der Fall der jungen Esther nie wirklich losgelassen. Ganz besonders präsent ist ihm noch eine ungewöhnliche, lange Umarmung, über die er bisher mit niemandem gesprochen hat. Mit stoischer Ruhe und nun ohne den Druck der Vorgesetzten und der Öffentlichkeit macht sich Jakob Franck auf die Suche nach der Wahrheit. Die Befragung der Menschen in Esthers damaligen Umfeld steht dabei für ihn an erster Stelle. Und mit jedem Gespräch ergibt sich Stück für Stück ein Gesamtbild der Geschehnisse, die schon so viele Jahre zurückliegen.

Friedrich Ani hat hier einen ungewöhnlichen Krimi geschrieben; nicht nach dem üblichen Schema. Seine Figuren wie auch seine Sprache sind gleichermaßen emotional wie tiefgründig. Der Kommissar Jakob Franck nicht nur an der Aufklärung eines Falles interessiert, sondern an der Wahrheit, den Hintergründen und vor allem an den beteiligten Personen selbst. Als neutraler Beobachter schlüpft Ani in jede einzelne Seele seiner Charaktere. Immer mit Blick auf das Verborgene, das Ungesagte und nicht Offensichtliche.

Udo Wachtveitl liest hervorragend und unterstützt mit Stimme und Ausdruck die Emotionalität des Textes. Der leicht bayrische Einschlag in den Dialogen ist wider erwartend authentisch und sympathisch und geht unter die Haut.

Leider handelt es sich bei diesem Hörbuch um eine gekürzte Fassung und mir waren 6 Stunden Hörvergnügen definitiv zu kurz. Noch stundenlang hätte ich dieser Stimme und dieser Erzählung folgen mögen.

Für mich der erste Ani und keinesfalls der letzte! Ich bin begeistert!


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