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Sonntag, 21. Juni 2020
Jo Nesbø „Messer“ (Ein Harry-Hole-Krimi 12)
liva, 19:42h
Übersetzung Günther Frauenlob
Ein Mann, eingesperrt in einem Auto, treibt im Fluss. Der Mann scheint nach Luft zu schnappen, um Atem zu ringen, die Augen weit geöffnet schlägt er gegen die Seitenscheibe. Bevor der Wagen gänzlich versinkt, registriert der Beobachter die grellblauen Augen des Ertrinkenden und die panische Angst in ihnen. Wir alle ahnen es längst: es scheint sich um Harry Hole zu handeln!
Mit dieser fulminanten Szene katapultiert uns Jo Nesbø geradewegs inmitten seines aktuellen Kriminalromans, rasant und augenblicklich fesselnd. Von diesem schockierenden Punkt ausgehend führt er uns zum Anfang der Geschichte: Harry Hole, ehemaliger Ermittler der Osloer Polizei ist vom Dienst suspendiert, von seiner Frau getrennt und schlittert wieder einmal von einem Saufgelage zum nächsten. Nach einer Kneipenschlägerei, an die er sich selbst nur vage erinnern kann, wacht er am Morgen in seiner Wohnung auf; die Knöchel seiner Hand wund, Blutflecke auf der Jeans und einem mächtigen Kater. Noch bevor die Ernüchterung eintritt erhält er die erschütternde Nachricht, dass seine Frau Rakel Fauke tot in ihrem Haus gefunden wurde. Eine Videonachricht, die bei der Polizei eintrifft und Details der Tat zeigt, trägt ganz klar die Handschrift Svein Finnes. Seit Jahren schon wird nach dem stadtbekannten Vergewaltiger gefahndet.
Nach Tagen der Ausnüchterung macht sich Harry Hole auf eigene Faust an die Ermittlung nach dem Mörder. Bald schon scheint er sich zu verstricken, denn nicht nur Finne steht auf der Liste der Verdächtigen. Hilfe erfährt er von seiner ehemaligen Kollegin und Geliebten Kaya Solness, die eben aus dem Kriegsgebiet Afghanistans zurückgekehrt ist.
Ganz nach Agatha-Christie-Manier präsentiert uns der Autor einen potentiellen Täter nach dem anderen. Jeden einzelnen von ihnen beleuchtet er genauestens, erzählt ihre persönliche Geschichte und lässt uns Leser*innen an deren Vergangenheit teilhaben. Mit schon fast philosophischem Gedankengut geschmückt, zieht sich die Story in die Länge und droht vom eigentlichen Fall abzuweichen. Doch redeten wir nicht von Jo Nesbø, fügte sich nicht nahtlos ein Detail ins andere.
Wir erleben in diesem, dem zwölften Fall, einen anderen Harry Hole, einen geläuterten, nachdenklichen und verletzlichen Typen. Traumatisiert von Verlust und Trauer. Dennoch überschreitet der Antiheld Hole wieder einmal die Grenze zum Illegalen und wirft damit Fragen zu moralischem Verhalten auf. Mehr als üblich konfrontiert uns Jo Nesbø mit gesellschaftspolitischen Themen.
Am Ende überrascht der Krimi mit höchster Spannung, die dem Anfang des Buches in nichts nachsteht.
Ebenfalls hier im Blog:
Durst
Koma
*
Ein Mann, eingesperrt in einem Auto, treibt im Fluss. Der Mann scheint nach Luft zu schnappen, um Atem zu ringen, die Augen weit geöffnet schlägt er gegen die Seitenscheibe. Bevor der Wagen gänzlich versinkt, registriert der Beobachter die grellblauen Augen des Ertrinkenden und die panische Angst in ihnen. Wir alle ahnen es längst: es scheint sich um Harry Hole zu handeln!
Mit dieser fulminanten Szene katapultiert uns Jo Nesbø geradewegs inmitten seines aktuellen Kriminalromans, rasant und augenblicklich fesselnd. Von diesem schockierenden Punkt ausgehend führt er uns zum Anfang der Geschichte: Harry Hole, ehemaliger Ermittler der Osloer Polizei ist vom Dienst suspendiert, von seiner Frau getrennt und schlittert wieder einmal von einem Saufgelage zum nächsten. Nach einer Kneipenschlägerei, an die er sich selbst nur vage erinnern kann, wacht er am Morgen in seiner Wohnung auf; die Knöchel seiner Hand wund, Blutflecke auf der Jeans und einem mächtigen Kater. Noch bevor die Ernüchterung eintritt erhält er die erschütternde Nachricht, dass seine Frau Rakel Fauke tot in ihrem Haus gefunden wurde. Eine Videonachricht, die bei der Polizei eintrifft und Details der Tat zeigt, trägt ganz klar die Handschrift Svein Finnes. Seit Jahren schon wird nach dem stadtbekannten Vergewaltiger gefahndet.
Nach Tagen der Ausnüchterung macht sich Harry Hole auf eigene Faust an die Ermittlung nach dem Mörder. Bald schon scheint er sich zu verstricken, denn nicht nur Finne steht auf der Liste der Verdächtigen. Hilfe erfährt er von seiner ehemaligen Kollegin und Geliebten Kaya Solness, die eben aus dem Kriegsgebiet Afghanistans zurückgekehrt ist.
Ganz nach Agatha-Christie-Manier präsentiert uns der Autor einen potentiellen Täter nach dem anderen. Jeden einzelnen von ihnen beleuchtet er genauestens, erzählt ihre persönliche Geschichte und lässt uns Leser*innen an deren Vergangenheit teilhaben. Mit schon fast philosophischem Gedankengut geschmückt, zieht sich die Story in die Länge und droht vom eigentlichen Fall abzuweichen. Doch redeten wir nicht von Jo Nesbø, fügte sich nicht nahtlos ein Detail ins andere.
Wir erleben in diesem, dem zwölften Fall, einen anderen Harry Hole, einen geläuterten, nachdenklichen und verletzlichen Typen. Traumatisiert von Verlust und Trauer. Dennoch überschreitet der Antiheld Hole wieder einmal die Grenze zum Illegalen und wirft damit Fragen zu moralischem Verhalten auf. Mehr als üblich konfrontiert uns Jo Nesbø mit gesellschaftspolitischen Themen.
Am Ende überrascht der Krimi mit höchster Spannung, die dem Anfang des Buches in nichts nachsteht.
Ebenfalls hier im Blog:
Durst
Koma
*
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