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Mittwoch, 17. April 2013
Stephan Thome „Fliehkräfte“ Hörbuch
liva, 12:26h
gelesen von Burghart Klaußner
Hartmut Hainbach ist Ende fünfzig und leidet unter, nun, nennen wir die Krankheit „chronische Unzufriedenheit“. Er hat eine Professur als Philosoph an der Uni in Bonn. Als Beamter genießt er berufliche Sicherheit und ein gutes Einkommen. Seit zwei Jahren lebt er in einer modernen Wochenendbeziehung zu seiner portugiesischen Frau Maria, mit der er seit zwanzig Jahren verheiratet ist. Die neue, moderne Ehe will ihm so gar nicht in sein Weltbild passen. Sie wohnt in Berlin und führt ein selbständiges Leben als kreative Mitarbeiterin in einem Theaterensemble. Seine erwachsene Tochter sucht ihr Glück in Portugal. Hartmut verbringt die Abende alleine im Haus in Bonn und fühlt sich zunehmend einsam, was er sich so nicht leicht eingesteht. Auch seine Arbeit erfüllt ihn nicht. Ein Angebot, bei einem renommierten Verlag in Berlin unterzukommen, treibt ihn um.
Doch Hartmut wäre kein Philosoph, würde er sein Leben einfach so umkrempeln ohne Analyse und Abwägung aller Eventualitäten. Um sich also über Wünsche und Zukunft klar zu werden, macht er sich auf einen langen Weg. Seine Flucht vor einer Entscheidung führt ihn zu den Menschen, die ihm am nächsten stehen. Unter anderen zu seiner ersten Liebe nach Frankreich, zum Ex-Kollegen, der den Absprung aus dem spießigen Beamtenleben geschafft hat und zuletzt zu seiner Tochter auf die iberische Halbinsel. An Klarheit und am Ende seines Fliehens angelangt, kommt alles anders als gedacht.
Dieser Roman war für mich ein echtes Highlight! Eine Wortgewandtheit, die einen vom Hocker reißt. Solche Sätze möchte man schreiben können. Stephan Thome lässt seinen Protagonisten auf tiefste psychologische Weise sich selbst hinterfragen, zeigt seine Schwächen im Umgang mit Menschen und Emotionen und sein Leben bis dahin genauestens rekapitulieren. Hartmuts Erinnerungen finden sich nicht chronologisch in diesem Roman, sondern in rasanten Wechsel der Zeitebenen durch die Jahrzehnte. Trotzdem verfolgt der Autor den roten Faden, der am Ende einen ganz großen Roman ergibt. Clever, einfühlsam, intelligent, brillant!
Ach übrigens: Burghart Klaußner ist hier mein ganz persönlicher Held. Er ist als Vorleser dieses Buches eine Wucht; egal ob er die Geliebte mit französischem Akzent, die holländische Anhalterin gibt oder einfach nur Hartmuts Gedanken eine Stimme.
Von ihm würde ich mir den Beipackzettel einer Kopfschmerztablette vorlesen lassen und Spaß darin finden!
Hartmut Hainbach ist Ende fünfzig und leidet unter, nun, nennen wir die Krankheit „chronische Unzufriedenheit“. Er hat eine Professur als Philosoph an der Uni in Bonn. Als Beamter genießt er berufliche Sicherheit und ein gutes Einkommen. Seit zwei Jahren lebt er in einer modernen Wochenendbeziehung zu seiner portugiesischen Frau Maria, mit der er seit zwanzig Jahren verheiratet ist. Die neue, moderne Ehe will ihm so gar nicht in sein Weltbild passen. Sie wohnt in Berlin und führt ein selbständiges Leben als kreative Mitarbeiterin in einem Theaterensemble. Seine erwachsene Tochter sucht ihr Glück in Portugal. Hartmut verbringt die Abende alleine im Haus in Bonn und fühlt sich zunehmend einsam, was er sich so nicht leicht eingesteht. Auch seine Arbeit erfüllt ihn nicht. Ein Angebot, bei einem renommierten Verlag in Berlin unterzukommen, treibt ihn um.
Doch Hartmut wäre kein Philosoph, würde er sein Leben einfach so umkrempeln ohne Analyse und Abwägung aller Eventualitäten. Um sich also über Wünsche und Zukunft klar zu werden, macht er sich auf einen langen Weg. Seine Flucht vor einer Entscheidung führt ihn zu den Menschen, die ihm am nächsten stehen. Unter anderen zu seiner ersten Liebe nach Frankreich, zum Ex-Kollegen, der den Absprung aus dem spießigen Beamtenleben geschafft hat und zuletzt zu seiner Tochter auf die iberische Halbinsel. An Klarheit und am Ende seines Fliehens angelangt, kommt alles anders als gedacht.
Dieser Roman war für mich ein echtes Highlight! Eine Wortgewandtheit, die einen vom Hocker reißt. Solche Sätze möchte man schreiben können. Stephan Thome lässt seinen Protagonisten auf tiefste psychologische Weise sich selbst hinterfragen, zeigt seine Schwächen im Umgang mit Menschen und Emotionen und sein Leben bis dahin genauestens rekapitulieren. Hartmuts Erinnerungen finden sich nicht chronologisch in diesem Roman, sondern in rasanten Wechsel der Zeitebenen durch die Jahrzehnte. Trotzdem verfolgt der Autor den roten Faden, der am Ende einen ganz großen Roman ergibt. Clever, einfühlsam, intelligent, brillant!
Ach übrigens: Burghart Klaußner ist hier mein ganz persönlicher Held. Er ist als Vorleser dieses Buches eine Wucht; egal ob er die Geliebte mit französischem Akzent, die holländische Anhalterin gibt oder einfach nur Hartmuts Gedanken eine Stimme.
Von ihm würde ich mir den Beipackzettel einer Kopfschmerztablette vorlesen lassen und Spaß darin finden!
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