Dienstag, 3. Januar 2017
Volker Kutscher „Lunapark“
Kriminalkommissar Gereon Rath hat es derzeit nicht leicht. Im Berlin 1934 ist nichts mehr so, wie es einmal war. Die immer stärker wertende Machtübernahme der Nationalsozialisten stellt alles auf den Kopf. Als der Kommissar vom Alexanderplatz zu einem Tatort gerufen wird, muss er bald feststellen, dass sich längst die geheime Staatspolizei eingemischt hat. Allen voran sein vormals untergebener Kollege Gräf. Wie kann das sein, dass dieser sich so schnell nach oben gearbeitet hat, während seine Karriere stagniert?

Also begibt sich Gereon Rath wohl oder übel gemeinsam mit den Kollegen der Gestapo auf die Suche nach dem Mörder eines SA Mannes, der, wie es scheint, totgeprügelt aufgefunden wird. Später wird sich herausstellen, dass der Mann zuvor an einem doch eher ungewöhnlichen Gegenstand erstickt war. Dann geschieht ein weiterer Mord eines hochrangigen Nationalsozialisten und während sich die Gestapo mit ihrer Suche nach dem Mörder auf eine Gruppe von Kommunisten versteift, ermittelt Gereon Rath in eine ganz andere Richtung.

Der Probleme nicht genug, gerät auch sein Privatleben aus den Fugen, nichts scheint mehr unter Kontrolle. Sein Ziehsohn sympathisiert mit der Hitlerjugend und seine Frau Charly hat beschlossen, nicht mehr nur Ehefrau und Mutter zu sein, sondern wieder arbeiten zu gehen. Und dann hat auch der Kommissar selbst noch seine eigenen “Leichen im Keller“.

Volker Kutscher nimmt uns Leser wieder einmal mit auf eine ungewöhnliche Zeitreise. Man wird nicht nur Zeuge eines überaus spannenden Kriminalfalls, sondern hier greifen verschiedenste Ereignisse und Handlungsstränge geschickt ineinander. Man spürt die zunehmende Verunsicherung in der Bevölkerung, nicht mehr zu wissen wem man trauen und was man öffentlich äußern kann. Der Autor watet mit einem überaus großen Geschichtswissen auf und schildert diese Zeit in Berlin bis ins kleinste Detail. Auch sprachlich passt er sich hervorragend an, sodass man sich geradezu zeitlich zurückversetzt fühlt. Bei seinen Schilderungen von Mord, Folter und anderen Gräueltaten ist Kutscher nicht zimperlich; da bleibt die eine oder andere Schrecksekunde beim Lesen nicht aus.

Ein überaus gelungener, spannender und kluger Krimi, der einen Lerneffekt nicht ausschließt und für das Genre in einer ungewöhnlichen Zeit spielt. Selten bin ich beim Lesen eines Romans hinterher so viel schlauer gewesen!

BRAVO!!!


Für mehr Info:

http://www.gereonrath.de


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