Dienstag, 7. Mai 2019
Berni Mayer „Ein gemachter Mann“
In diesem Roman erzählt der Autor Berni Mayer von einer Jugend in den 90er Jahren; die Zeit der MP3-Player, des Modems und der Salatschleuder, wie er es beschreibt.

Robert Bley hangelt sich durchs Abitur ohne den geringsten Plan, was er mit seinem Leben anfangen will. Im fehlt es an Ehrgeiz, an Disziplin und Orientierung. Das zumindest würden seine Eltern sagen. Sie betreiben eine Gärtnerei, in der Robert ab und zu aushilft. Übernehmen möchte er den Betrieb aber nicht, DAS jedenfalls weiß er. Und so werden wie seine Eltern, spießig und pflichtbewusst, DAS will er ebenfalls nicht. Also lässt er es locker angehen, hängt erst einmal eine Weile ab und denkt am Rande über ein Studium der Germanistik nach.

Tatsächlich schreibt er sich an der Uni Regensburg ein. Als die ersten Vorlesungen beginnen und er sich eine kleine Wohnung am Rande der Stadt mehr schlecht als recht eingerichtet hat, wird ihm schnell klar, dass er dazu eigentlich auch nicht richtig Lust hat. Also gibt er sich ausgiebigen Kneipenbesuchen mit viel Alkohol hin, bekifft sich hin und wieder mit seinen Kommilitonen und wird Schlagzeuger in einer Band. Geld verdient er sich mal hier mal da und genießt seine Freiheit in vollen Zügen. Robert will möglichst alles, möglichst gut und schnell, ohne etwas dafür tun zu müssen. Ambitionen entwickelt er lediglich bei der Auswahl seiner Freundinnen, die sich alle weit über seinem Niveau bewegen. In einer Beziehung giert er dann nach Aufmerksamkeit und Zuwendung und wird dadurch wehleidig und zum Anhängsel.

Die Zeit vergeht. Und während Robert neben halbherzigem Studium noch immer seinen spätpubertären Launen folgt, bemerkt er voller Neid, dass alle um ihn herum erwachsen werden, ihren Weg gefunden haben und daran arbeiten, diesen zu ebnen.

Hier wird ein Lebensabschnitt beschrieben, wie ihn sicher jeder zweite Jugendliche so oder so ähnlich erlebt hat; von daher wenig spektakulär. Ein bisschen mehr Witz und Esprit hätte dem Roman meiner Meinung nach gut getan. Vielleicht spiegelt aber auch gerade das die friedliche, ja fast langweilige Zeit der Neunzigerjahre wider. Der „Protagonist“ ist trotz seiner charakterlichen Eigenartigkeiten nicht unbedingt unsympathisch. Allerdings hat sein Verhalten bei mir eine ganze Menge ausgelöst: mal mochte ich ihn schütteln und schubsen, ein anderes Mal hätte ich ihn anschreien mögen, ihm gewaltsam seine Augen öffnen und ihm Worte an den Kopf werfen, die er auch von einem Chef zu hören bekommt: “Ich wiederum glaub, dass du ein wahnsinnig schlauer Bursch bist, aber ein stinkfauler und wehleidiger Hund!“ (Seite 199). Ein seltenes Mal aber hat er mir sogar leidgetan.

Anhand der Danksagung am Ende des Romans, ist zu vermuten, dass es sich bei dem Protagonisten um den Autor selbst handelt, oder zumindest die Geschichte an seine eigenen Erfahrungen angelehnt ist. Sollte das so sein, hat Berni Mayer sich gut hinterfragt und analysiert und hat am Ende dann wirklich die Kurve gekriegt, hat den Status des „gemachten Mannes“ vielleicht sogar erreicht.

Kurzum: gute, solide Unterhaltung!


*

... link (0 Kommentare)   ... comment


Besucherzähler Für Homepage