Freitag, 5. Oktober 2012
Tana French: „Schattenstill“
Eine Neubausiedlung in der Nähe von Dublin: Eine junge Familie wird ermordet aufgefunden. Einzige Überlebende ist die Mutter, die mit schwersten Verletzungen in eine Klinik gebracht wird. Die beiden Kinder erstickt, der Vater erstochen. Am Tatort bietet sich ein außergewöhnliches Bild. Überall stehen Babyphone, die Wände sind mit Löchern übersäht und den Eingang zum Speicher verschließt ein Stacheldrahtzaun. Der beste Ermittler der Dubliner Polizei soll das Verbrechen aufklären. Ihm wird ein junger, unerfahrener Detektiv zur Seite gestellt. Für Mike Kennedy scheint der Fall ganz klar, schließlich ist er gut in seinem Job, was er immer wieder betont. Und so verhaftet er in kürzester Zeit einen Mann, der direkt gegenüber der Familie Spain, den Opfern, sein Lager in einem Rohbau aufgeschlagen hat. Der frischgebackene Detektiv Richie Curran scheint sich zu einem guten Partner zu entwickeln, bis er dem Erfahrenen widerspricht und seine Vorgehensweise hinterfragt. Die Kluft zwischen den beiden wird größer, das Rätsel fast unlösbar. Was ist an diesem Montagmorgen in diesem sonst so idyllischen Zuhause geschehen?

Tana French schreibt hier nicht nur einen Krimi im herkömmlichen Sinne, sie verfasst ein Dossier menschlicher Abgründe, der Frage zwischen Wahnsinn und Schuld, ein Abwägen zwischen Gerechtigkeit und Justiz und schickt den Leser auf eine spannende Reise bis zur letzten Seite. Detektiv Kennedy, der Ich-Erzähler des Romans, kommt als oberflächlich, arrogant und absolut selbstverliebt daher, doch im Laufe der Geschichte wird er von Selbstzweifeln geplagt. Er hinterfragt sich, seine Vergangenheit, sein Leben und sein Tun. Und das macht ihn sympathisch. Tana French schlüpft so feinfühlig und intelligent in die Charaktere, spinnt ein Psychogramm der Beteiligten, und lässt mich mit Fragen nach Moral und der Grenze zwischen dem, was sein darf, sein muss und sein kann, zurück. DAUMEN HOCH!

Ein Muss für Fans psychologischer Krimis und Kurzweil!

Außerdem zu empfehlen: die drei Vorgänger von Tana French : „Grabesgrün“, „Totenstill“ und „Sterbenskalt“!

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